Münsters erste Polizeipräsidentin im Interview

Stand: 09.05.2022, 20:00 Uhr

Seit Anfang Mai ist Alexandra Dorndorf die Polizeipräsidentin von Münster, als erste Frau an der Behördenspitze. Im Interview erklärt sie ihre Motivation und ihre Ziele in der Polizeiarbeit rund um Kriminalität und Sicherheit.

WDR: Sie waren gerade erst elf Monate Kreisdirektorin in Steinfurt. Warum der Wechsel?

Alexandra Dorndorf: Ich war vorher bereits fünf Jahre bei der Polizei in Dortmund. Und ich glaube, wenn man einmal in der Polizei gearbeitet hat, dann lässt einen das nicht mehr los. Und macht die Entscheidung bei einer solchen Frage einfacher. Weil man weiß, dass in der Polizei ein ganz wichtiges Thema bewegt wird: Sicherheit.

Wenn wir gerade jetzt in die Ukraine schauen, dann sieht man, dass Sicherheit die Grundvoraussetzung ist, dass ein Staat funktioniert. Und das in der eigenen Heimatstadt tun zu dürfen, ist natürlich besonders schön.

WDR: Was zeichnet das Polizeipräsidium Münster aus?

Ein großes Gebäude davor eine Wiese und Büsche

Das Polizeipräsidium Münster setzt auf Sicherheitspartnerschaft

Dorndorf: Hier gibt es eine ganz große Identifikation mit der Stadt. Beim Thema Sicherheit ist die Polizei hier nie alleine. Und Sicherheit funktioniert immer dann gut, wenn ganz viele Player ihren Beitrag dazu leisten. Es gibt eine gerade unterzeichnete Kooperationsvereinbarung mit der Stadt, eine super Grundlage.

Das gilt für auch viele andere Sicherheitspartner in der Stadt. Und letztlich für jeden Bürger und jede Bürgerin. Jeder leistet hier seinen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft.

WDR: Ist die Verantwortung für die Mitarbeiter, die Sicherheit der Bürger eine Bürde oder eine Freude?

Dorndorf: Verantwortung fühlt sich mal gut an, kann aber auch mal sehr schwer sein. Ich bin darauf vorbereitet, dass das sowohl als auch ist. Der Polizeiberuf ist wunderschön, weil man Ruhe und Gelassenheit in Situationen bringen kann, wo Menschen ganz aufgeregt sind. Dann kommt der Polizeibeamte und strahlt Sicherheit, Zuversicht und Ruhe aus. Das hilft einem über diesen Schock hinweg.

Oder wenn man vermisste Personen nach Hause bringen kann. Das ist aber auch ein sehr herausfordernder Beruf, wenn man auf eine Verkehrsunfallsituation trifft und da liegen verletzte Menschen. Und so wird die Verantwortung für mich ja auch sein.

WDR: Ihre Vorgänger waren bereits an vielen "Polizei-Baustellen" aktiv. Wie geht’s weiter?

Dorndorf: Wir haben das Stichwort "Brennpunkte" als eines der Behördenziele definiert. Das ist auch ein Punkt, wo sich zum Beispiel gerade rund um den Hauptbahnhof eine Menge baulich verändert. Dadurch ergeben sich neue Herausforderungen. Die werden wir in den nächsten Monaten beobachten, sehr konsequent angehen, in enger Zusammenarbeit mit allen daran arbeiten, dass auch diese Orte sicher sind und bleiben.

WDR: Was ist mit der möglichen Rückkehr der Poserszene am Aasee?

Dorndorf: Da müssen wir davon ausgehen, dass das Phänomen jederzeit wiederkommen kann. Aber wir haben gezeigt, dass wir Mittel und gute Konzepte haben, um dem zu begegnen. Und wir werden das auch genauso weitermachen.

WDR: Das Thema Verkehrssicherheit in Münster...

Dorndorf: Ist besonders wichtig! Unserer Direktion Verkehr kümmert sich ganz besonders um das Thema Sicherheit im Straßenverkehr. Und die Verkehrswende, die in der Stadt Münster eingeläutet worden ist, werden wir auch als definiertes Behördenziel verfolgen und begleiten.

WDR: Was ist mit dem geplanten Neubau des Polizeipräsidiums?

Dorndorf: Das Grundstück steht ja fest (Loddenheide). Zu den explodierenden Baupreisen: Keiner weiß, wo das hinführt. Deswegen ist das für uns von enormer Bedeutung. Wir prüfen gerade verschiedene Angebote. Danach wird sich zeigen, wie wir in die Realisierung kommen. Aber wir sind im Moment ganz zuversichtlich.

WDR: Sie sind bereits die vierte Besetzung dieser Stelle in zwei Jahren. Wie lange bleiben Sie?

Dorndorf: Ich kann mir vorstellen, dass das für eine Behörde anstrengend ist, vier Behördenleiter in kurzer Zeit einzuarbeiten. Ich bin mit meiner Familie hier verwurzelt, komme aus dem Münsterland. Ich arbeite hier so lange, wie ich darf. 

WDR: Ihre Vorgänger kamen oft mit dem Fahrrad…

Dorndorf: Ich werde sicher auch mit dem Fahrrad kommen. Vielleicht nicht jeden Tag, und nicht bei jedem Wetter. Aber ich werde sicherlich auch Fahrrad fahren, ganz bestimmt!

Das Interview führte Christian Schweitzer