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Für die Siegerländerin Jennifer Gosch beginnt nach ihrem Krebsbefund eine Zeit des Kampfes, aber auch der Reflexion. Denn die Diagnose zeigt ihr auch, dass sie in ihrem früheren Leben nicht glücklich war. Im WDR-Interview erzählt sie uns, wie die Diagnose sie verändert hat.
WDR: Wie war ihre Sicht auf das Leben vor der Diagnose?

Jennifer Gosch
Jennifer Gosch: Ich habe einfach wie ein Roboter so vor mich hingelebt und versucht, mir selber und anderen gerecht zu werden - ohne wirklich zu überlegen, ob ich so überhaupt ein glückliches Leben führe. Ich habe immer für die Zukunft geplant, jedoch nicht für den Moment.
WDR: Was hat sich seit der Diagnose negativ wie positiv verändert?
Gosch: Ich habe einiges mitgemacht, seitdem. Krebs, Metastasen, Amputation, keine Therapie, die hilft und die zermürbende Suche nach Alternativen. Das hinterlässt natürlich Spuren. Dazu kam die finanzielle Sorge, da ich medizinisch austherapiert bin und die Krankenkasse für meine alternativen Therapien nicht aufkommt.
Doch in dieser ganzen Zeit habe ich eine großartige Unterstützung von meiner Familie, Freunden und Arbeitskollegen erhalten. Ich versuche generell immer das Positive aus einer Situation zu ziehen, ich bin kein negativer Mensch. Am meisten habe ich mich selber positiv verändert und darüber bin ich sehr glücklich.
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Jennifer Gosch
Jennifer Gosch (38) aus Kreuztal ist vor zwei Jahren an einer seltenen Form von Knochenkrebs erkrankt. Da dieser zu spät entdeckt wurde, hatte er schon gestreut. Mehrere Metastasen waren bereits in der Lunge gewachsen. Nachdem eine Chemotherapie erfolglos blieb, ruht ihre Hoffnung nun auf einer speziellen Therapie mit onkolytischen Viren. Diese Therapie wird nicht von der Krankenkasse finanziert.
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WDR: Was bedeutet Leben heute für Sie?
Gosch: In den vergangenen Monaten habe ich mitbekommen, wie Menschen, die mir nahe standen, an Krebs gestorben sind. Das prägt mich natürlich. Leben bedeutet für mich, morgens aufzuwachen und dankbar zu sein, dass ich noch da bin und dass ich atme. Ich erfreue mich an Momenten, nicht an Dingen.
WDR: Wie erleben Sie Unterstützung?
Gosch: Am Anfang der Diagnose durfte mein Mann für ein Jahr zu Hause bleiben. Seine Arbeitskollegen hatten Überstunden für ihn gespendet. Das war überwältigend und wir sind so dankbar dafür. Da ich medizinisch austherapiert bin, ruht meine große Hoffnung auf einer speziellen Viren-Therapie.

Jennifer Gosch genießt wertvolle Momente mit ihrer Familie
Da die Krankenkasse diese Behandlung nicht unterstützt, habe ich eine Spendenaktion gestartet, um diese finanzieren zu können. Es ist unglaublich, wie viele Menschen mir helfen möchten. Das ist ein großer Segen.
WDR: Leben und Tod - es liegt so nah beinander, und doch spricht man nie über den Tod. Warum?
Gosch: Sobald man die Worte ausspricht, wird es auf einmal "realistisch" und man muss sich damit auf ganz andere Weise auseinandersetzen. Dabei gehört der Tod genauso zum Leben wie die Geburt. Er sollte nicht tabuisiert werden. Ich spreche darüber und es ist ok. Ich habe auch schon Pläne für den Fall gemacht.
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WDR: Welche Träume und Ziele haben Sie?

Jennifer Gosch mit ihrem Sohn
Gosch: Wertvolle Momente mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Viel Lachen und das Leben mit einer Prise Humor genießen. Mein größter Wunsch ist es, meinen Sohn aufwachsen zu sehen. Kleinigkeiten, wie der erste Wackelzahn oder die Einschulung, bekommen auf einmal eine ganz große Bedeutung.
WDR: Wenn es nach Ihnen ginge: Wie sollten Menschen Leben wahrnehmen?
Gosch: Das Leben bewusster wahrnehmen und auch mal Zeit mit sich selbst verbringen, um herauszufinden, was einen wirklich glücklich macht. Sich einfach trauen, Dinge zu tun, die man schon immer mal machen wollte. Nicht auf den "richtigen" Moment warten, der richtige Moment ist genau JETZT!
Das Interview führte Elli Konstantinidis.