Mallorca: Vier weitere "Kegelbrüder" gegen Kaution aus Haft entlassen

Stand: 08.06.2022, 06:48 Uhr

Nachdem am Donnerstagabend der erste von 13 "Kegelbrüdern" auf Mallorca das Gefängnis verlassen durfte, sind seit Dienstagabend vier weitere Männer gegen Kaution wieder auf freiem Fuß. Die übrigen acht Münsteraner bleiben vorerst in U-Haft. Den Männern wird Brandstiftung vorgeworfen.

Nach WDR-Informationen sind am Dienstagabend vier weitere "Kegelbrüder" aus der Untersuchungshaft auf Mallorca entlassen worden. Das bestätigten Justizkreise auf der Insel am Abend. Nach Angaben des Anwalts hatten die Angehörigen in Deutschland bereits am Freitag die Kautionszahlungen überwiesen - jeweils 12.000 Euro. Wegen des Feiertags war das Geld aber erst verspätet bei den mallorquinischen Behörden angekommen.

Auch die Solidarhaftung in Höhe von 500.000 Euro sei bereits zusammengetragen worden, so der Rechtsanwalt am Dienstag. Mit der halben Million sollen unter anderem die beim Brand entstandenen Schäden gedeckt werden. Das Geld soll in den kommenden Tagen bei der spanischen Justiz hinterlegt werden.

Gutachten soll Unschuld beweisen

Die vier Deutschen kommen vorerst frei, weil ihre Hotelzimmer auf der vom Brandort abgewandten Seite des Hotels lagen. Damit sollen sie wohl nicht direkt für den Brand verantwortlich sein. Für Mittwoch hat der Ermittlungsrichter eine weitere Zeugenanhörung angesetzt. Zudem wird derzeit ein Gutachten erstellt, das ebenfalls die Unschuld der Münsteraner unterstreichen soll. Damit hoffen die Anwälte, dass auch die übrigen acht Kegelbrüder demnächst das Gefängnis verlassen dürfen.

Erster Kegelbruder ohne Kaution freigekommen

Bereits am Donnerstagabend hatte der erste Kegelbruder gegen 23 Uhr erschöpft das Gefängnis auf Mallorca verlassen. Zum Fall äußern wollte er sich aber nicht. Der spanische Haftrichter soll demnach dem Freigekommenen geglaubt haben, zum Zeitpunkt der Tat unter der Dusche gewesen zu sein. Daher soll er nichts mit dem Brand der Bar in der Nähe der Playa in Palma zu tun haben.

Haftprüfungstermin am Donnerstag

Am Donnerstag, 02.06., war es am Vormittag zu einem Haftprüfungstermin gekommen, der bis zum Abend andauerte. Dabei sollen die Männer aus Münster einzeln ausgesagt und bestritten haben, den Brand des Lokals unter ihrem Hotelbalkon verursacht zu haben haben. Bei ihrer Festnahme sollen sie die Aussage noch verweigert haben. Jetzt beteuerten sie offenbar ihre Unschuld. Sie sollen ausgesagt haben, dass sie das Feuer nicht verursacht hätten - stattdessen hätten sie versucht, andere Hotelgäste davor zu warnen.

Rechtsanwalt hält Männer für unschuldig

In einer Mitteilung, die den WDR am Mittwoch, 01.06., erreichte, betonte der Rechtsanwalt Raban Funk, der Vorwurf auf Brandstiftung der spanischen Behörden sei unbegründet. Dies würden vorliegende Beweise belegen. Die 13 Inhaftierten würden "aktiv" mit der spanischen Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten.

Seit dem 20. Mai in Untersuchungshaft

Die Männer im Alter zwischen 24 und 40 Jahren gehören einem Kegelclub an. Unter ihnen sind auch sechs Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr aus Münster-Albachten und Münster-Roxel sowie ein Mitarbeiter der münsterschen Stadtverwaltung. Sie waren am Freitag, 20. Mai, zum Feiern nach Mallorca geflogen. Bereits wenige Stunden nach ihrer Ankunft wurden sie wegen mutmaßlicher Brandstiftung festgenommen und befinden sich seitdem in Untersuchungs-Haft.

Fahrlässige Brandstiftung kann drei Jahre Haft bedeuten

Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, drohen den 13 mutmaßlichen Brandstiftern längere Haftstrafen. Wenn sie angeklagt und der fahrlässigen Brandstiftung für schuldig befunden werden, können die Urlauber auf der spanischen Mittelmeer-Insel zu einem Freiheitsentzug zwischen einem und drei Jahren verurteilt werden, wie spanische Anwälte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärten. Bei vorsätzlicher Brandstiftung seien Haftstrafen von bis zu sechs Jahren vorgesehen, hieß es.

Lief Feier aus dem Ruder?

Die Urlauber hatten offenbar auf dem Balkon ihres Hotels in der Nähe des als Partymeile bekannten Strandes Balneario 6 gefeiert. Augenzeugen berichteten gegenüber Regionalmedien, dass Personen mit Alkohol und Zigarettenkippen geworfen hätten. Dabei habe das Schilfdach einer im Nachbarhaus darunter liegenden Bar-Terrasse Feuer gefangen. Die Bar brannte weitgehend aus, der Sachschaden soll bei rund 150.000 Euro liegen. Ein Mann und ein junges Mädchen sollen bei dem Feuer leicht verletzt worden sein.

Männer wollten womöglich fliehen

Laut Augenzeugenberichten sollen die Männer zunächst gegröhlt, gelacht und die ersten Flammen mit ihren Handys gefilmt haben. Als sie sahen, wie schnell der Brand größer wurde, hätten sie den Balkon überstürzt verlassen, um möglicherweise zu fliehen. Die Guardia Civil und die Ortspolizei hätten die Männer Medienberichten zufolge aber in der Hotellobby festnehmen können.