Schatten einer Windenergieanlage im Windpark Sehestedt in Schleswig-Holstein

Landwirte werden immer häufiger Energiewirte

Stand: 07.07.2022, 13:44 Uhr

Landwirte sind zunehmend an regenerativen Energiequellen wie Windkraft oder Photovoltaik interessiert. Hintergrund sind nach Angaben von Sprechern auch die geringeren Erlöse für landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Von Uwe Pollmann

"Der Markt für Fleisch oder Milch ist zur Zeit sehr unbeständig", sagt Antonius Tillmann, Sprecher der Landwirtinnen und Landwirte in Ostwestfalen-Lippe. Er selbst hat einen Bio-Betrieb mit 120 Milchkühen in Warburg und merkt auch wie viele andere, dass die Nachfrage nach Milch etwas nachlässt. So schaut er sich seit einiger Zeit auch nach anderen Einnahmequellen um.

"Die Menschen vor Ort wollen wir mitnehmen"

"Eine Photovoltaikanlage haben wir schon", so Tillmann. "Jetzt wollen wir uns an einem Windpark beteiligen." Mit etwa 70 anderen Betrieben aus vier Gemeinden im Kreis Höxter hat er sich zusammengetan. "Ein Projektierer von Windanlagen hat uns angesprochen." Jetzt gehe es darum zu schauen, wo Windkraftanlagen stehen können, wie genau sich die Landwirte beteiligen und was die Bevölkerung vor Ort und die Kommunen davon haben: "Die wollen wir mitnehmen. Sonst geht es nicht."

Wie Tillmann interessieren sich immer mehr Landwirte für Investitionen oder Beteiligungen an Windkraftanlagen, bestätigt auch der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV). "Das ist eine neue Einnahmequelle", so Sprecher Hans-Heinrich Berghorn: "Die Landwirte der Zukunft werden immer stärker Energiewirte."

Bauernverband berät bei Investition in Windkraft

Der WLV hat schon vor zehn Jahren eine Bäuerliche Bürgerwind-Agentur gegründet - die BBWind Projektberatungsgesellschaft. Diese begleitet und berät Grundbesitzende etwa bei der Verpachtung von Land für Windkraftanlagen oder bei Investitionen. Über 100 Windräder wurden mit Hilfe der BBWind schon realisiert, sagt Christoph Austermann: "Und das Interesse wird immer größer." In den kommenden fünf Jahren sollen mindestens weitere 100 dazukommen - wenn nicht noch mehr.

Allerdings wird das nicht so schnell gehen, wie sich das viele wünschen, warnt Antonius Tillmann. Es müssten Flächen gefunden, die Menschen überzeugt und Bauanträge gestellt werden. "Das kann wenigstens drei Jahre dauern, bis so ein Windrad steht."

Über dieses Thema berichtete die WDR Lokalzeit OWL im Radio am 07.07.2022.