Hallenwart statt Behindertenwerkstatt

Stand: 08.12.2022, 17:07 Uhr

Nach der Förderschule in die Behindertenwerkstatt? Nein - Christian Rüther wollte trotz seiner Lernbehinderung lieber da arbeiten, wo er richtig gefordert wird. Und hat es geschafft.

Von Dominik Hamers

In der Halle ist Rüther mit dem Gabelstabler unterwegs | Bildquelle: WDR

Den Gabelstapler bewegt Christian Rüther sicher durch die Halle. Vorab ein kurzes Gespräch mit seinem Job-Coach Thomas Feldmann, der steht immer daneben, wenn der 22-Jährige aus Hopsten arbeitet. Unterstützte Beschäftigung heißt das, denn Christian Rüther ist lernbehindert. 

Unterstützung vom Verein Lernen Fördern

Trotz einiger Einschränkungen - wie etwa der zu Beginn fehlenden Konzentrationsfähigkeit - wollte er einen Job auf dem Ersten Arbeitsmarkt haben. Der Verein "Lernen Fördern" aus Ibbenbüren, der im Auftrag der Agentur für Arbeit handelt, unterstützte ihn dabei. Inzwischen ist Rüther Dachdecker-Gehilfe, arbeitet auf Baustellen mit und ist sogar Hallenwart in der Firma, in der er angestellt ist.

Christian Rüther kennt seine Aufgaben | Bildquelle: WDR

"Meine Aufgaben sind die Halle zu ordnen, aufzupassen, dass das Werkzeug vernünftig funktioniert, sauberzumachen, ab und zu mal Bleche zu kanten" - der frühere Förderschüler kennt seinen Einsatzbereich. 

Christian Rüther hat Selbstbewusstsein gewonnen

Chefin Patricia Uden ist mit Rüther sehr zufrieden | Bildquelle: Dominik Hamers/WDR

Und inzwischen hat er auch den ersten Eindruck revidiert, den er vor fünf Jahren bei seiner Chefin Partricia Uden hinterlassen hat: "Christian war sehr, sehr zurückhaltend, hat sich kaum getraut, etwas zu sagen. Mittlerweile wird er sogar mal laut. Er lässt sich längst nicht mehr alles gefallen." Offensichtlich ist sein Selbstbewusstsein gewachsen.

Als sie ihn eingestellt hat, wusste sie, dass die Einarbeitung des Hopsteners länger dauern würde als bei anderen Angestellten. Trotz des erhöhten Aufwands wirbt Petra König von der Agentur für Arbeit dafür, auch behinderten Menschen eine Chance zu geben. Schließlich bringen sie oft eine Menge mit.

Jeder könne im Laufe des Lebens von Schwerbehinderung betroffen sein: "Man wird häufig erst im Laufe des Arbeitslebens betroffen. Denken wir an psychische Probleme oder etwa einen Bandscheibenvorfall."

Coach betreut Betrieb und Angestellte

Job-Coach Thomas Feldmann betreut Rüther und den Betrieb | Bildquelle: Dominik Hamers/WDR

Für die Betreuung engagiert die Arbeitsagentur oft gemeinnützige Vereine wie "Lernen Fördern" im Fall von Christian Rüther. Er und sein Job-Coach gehen nahezu jeden Arbeitsschritt gemeinsam an. Für beide Seiten eine bereichernde Konstellation, wie König betont. Der Coach begleitet der Berufseinsteiger und den Betrieb gleichermaßen, damit der Einstieg funktioniert und der Einsteiger auch bleiben kann.

Bei Christian Rüther aus Hopsten hat es geklappt, inzwischen ist der Dachdecker-Gehilfe in dem Unternehmen unverzichtbar. Er ist einen schwierigen Weg gegangen - aber auch ein Vorbild für viele andere.