Immer mehr Flüchtlinge lassen sich taufen

Stand: 09.08.2017, 11:01 Uhr

In der Evangelischen Kirche von Westfalen sind 2016 mindestens 835 Flüchtlinge getauft worden – vier Mal mehr als in den Jahren zuvor. Die meisten von ihnen kommen aus dem Iran.

Der Trend hält auch 2017 an. Zum Vergleich: 2013 bis 2015 waren es pro Jahr rund 200 Taufen.

Zweifel an Ernsthaftigkeit

Dass die Flüchtlinge es ernst mit dem christlichen Glauben meinen, wird im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oft bezweifelt. Besonders bei Konvertiten schaut die Behörde genau hin, ob die Flüchtlinge nicht vielleicht bloß ihre Asylchancen verbessern wollen. Noch im März 2017 wollte das Bundesamt einen in Soest getauften Flüchtling abschieben. Begründung: Sein christlicher Glaube sei vorgetäuscht.

Kirche sieht keine taktischen Gründe

Kirchenleute wie der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Siegen, Peter-Thomas Stuberg, sind von der Gläubigkeit ihrer Täuflinge überzeugt. "Natürlich kann man ihnen nicht ins Herz schauen", so Stuberg. "Aber alle Pfarrerinnen und Pfarrer sind zu einer gründlichen Taufvorbereitung verpflichtet."

In den Gesprächen merke man schnell, ob es jemand ernst meine oder nicht. "Bisher haben wir keinesfalls den Eindruck, dass bei Taufen taktische Gründe eine Rolle gespielt haben. Wir haben Menschen vor uns, die getauft werden wollen."

Christen droht daheim der Tod

In Menden haben zum Christentum übergetretene Menschen aus dem Iran eine Zufluchtsstätte gefunden. Hier sind schon mehrere Dutzend Flüchtlinge in der evangelischen Kirchengemeinde getauft worden. Da sie inzwischen einen beträchtlichen Teil der Gottesdienst-Besucher ausmachen, wird die Bibel auf Deutsch und auf Farsi gelesen.

Im Iran und vielen muslimisch geprägten Ländern droht Christen der Tod – besonders dann, wenn sie vom Islam konvertiert sind.