Erste-Hilfe-Sets für Polizeihunde

Stand: 19.05.2022, 08:35 Uhr

Hundeführer bei der Polizei sollen künftig erste Hilfe bei ihren Tieren leisten können. Die Polizeischule in Schloß Holte-Stukenbrock geht bei dem Thema voran.

Von Uwe Pollmann

Rund 300 Diensthunde gibt es bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Sie haben unentbehrliche Qualitäten. Sie suchen nach Vermissten, erschnüffeln Sprengstoffe, Drogen, Banknoten, Leichen und – in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung unnd Cyberkriminalität - sogar Datenträger. Sie haben geholfen unzählige Kriminalfälle aufzuklären. Doch sollte ihnen beim Einsatz etwas zustoßen, gab es bisher keinen Erste-Hilfe-Set. Genau das wurde jetzt in Schloß Holte-Stukenbrock mitentwickelt.

Schnelle Hilfe direkt vor Ort

„Wir haben festgestellt, dass es besonders bei Einsätzen des Nachts in ländlichen Gebieten schwer ist, schnell Tierärzte zu erreichen“, erklärt Björn Zeipert, Leiter des Diensthundewesens in der Landespolizeischule. „Deshalb haben wir ein Erste-Hilfe-Set entwickelt, das wenigstens eine Zeit von einer Stunde überbrücken sollte, bis der Tierarzt kommt.“

Bei der Entwicklung haben Wissenschaftler und Tiermediziner die Polizei beraten. Immer wieder hatten Hundeführerinnen und Hundeführer dazu gedrängt, berichtet der Polizeibeamte Ralf Kamp, der das Set mitentwickelt hat. „Die Tiere haben ja Familienanschluss, sind soziale Partner. Die Kolleginnen und Kollegen lieben ihre Hunde. Für sie ist kaum etwas Schlimmeres vorstellbar, als neben ihrem sterbenden Hund stehen zu müssen und nichts tun zu können.“

Erste Hilfe an einem Hundesimulator

Die im Set enthaltenen Materialien sind genau auf die Anatomie der Diensthunde, oft belgische Schäferhunde, abgestimmt. Damit können zum Beispiel bei Stich- oder Schussverletzungen Verbände angelegt oder auch Beine abgebunden werden, um Blutungen zu stoppen. Auch ein Luftröhrenschnitt oder Punktionen sind möglich.

Die Diensthundeführenden werden an einem speziellen Hundesimulator für den Ernstfall geschult. Wie an einer Erste-Hilfe-Menschenpuppe lernen sie dabei Reanimation oder auch Herzdruckmassage bei den Tieren. Der Simulator besteht aus einer naturgetreuen Nachbildung sämtlicher lebenswichtiger Organe.

Für Landessinnenminister Herbert Reul ist die neue Ausstattung selbstverständlich: „Unsere vierbeinigen Kollegen sind wertvolle Mitglieder des Teams Polizei NRW. Dienstthunde geben immer alles – im Training und im Einsatz.“ Sie verdienten eine „erstklassige Versorgung“.

Über das Thema berichteten wir auch in der Lokalzeit im WDR Hörfunk am 18.05.2022 um 14.31 Uhr.