Ärger um Einheitsdenkmal: Stahlbauwerk in Berlin steht frühestens 2026

Stand: 13.12.2024, 14:41 Uhr

Die Turbulenzen rund um das geplante Deutsche Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin nehmen kein Ende. Die Firmen, die es planen und errichten sollten - darunter ein Stahlbauer aus Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke - sind heillos zerstritten und inzwischen pleite.

Von Arndt Möller

Abergläubische Menschen könnten denken, es läge ein Fluch auf dem geplanten Denkmal zur Deutschen Einheit. 2007 hatte der Bundestag beschlossen, dass es gebaut werden soll, fertig ist es immer noch nicht.

Stählerne Denkmalteile verstauben


32 zum Teil riesige, stählerne Einzelteile verstauben in den Hallen einer Metallbaufirma aus Stemwede. Die Firma ist inzwischen pleite. Ausgewählt hatte diesen Betrieb die Stuttgarter Agentur Milla & Partner, die einen Bundeswettbewerb gewonnen hatte.

Die großen Teile des Denkmals aus Stemwede verstauben langsam. | Bildquelle: WDR

Sie hatte die Idee einer riesigen Schale, die die Berliner und Touristen später betreten können. Auch die Agentur ist mittlerweile zahlungsunfähig. Am Ende eines langwierigen Streits der beiden einstigen Partner aus Stuttgart und Stemwede dreht sich alles um Geld und nicht eingehaltene Fristen.

Insolvenzverwalter und Wirtschaftsprüfer schalten sich ein

Die Folge: inzwischen verhandeln nur noch Insolvenzverwalter mit dem Bund darüber, ob und wie es weitergeht. Denn der Bund muss die Kosten tragen. Ursprünglich kalkuliert waren 18 Millionen Euro. Dass dieses Geld nicht reichen wird, ist längst klar.

Eine Sprecherin der zuständigen Behörde, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, schrieb dem WDR jetzt: "Um Klarheit über die bisherige Mittelverwendung und die noch zu erwartenden Kosten für eine Fertigstellung (...) zu erlangen, hat der Bund eine externe Wirtschaftsprüfung beauftragt."

Wie kam es zu der vertrackten Situation? Im Jahr 2020 begann das Metallbauunternehmen Rohlfing aus Stemwede mit dem Bau des Stahlkolosses. Doch drei Jahre später kam es zum Bruch mit der Stuttgarter Agentur Milla & Partner, die das Projekt verantwortete. Im Dezember 2023 erhielt die Rohlfing GmbH die Kündigung. Das Denkmal war zu diesem Zeitpunkt zu 85 Prozent fertiggestellt.

Stillstand auch nach einem Gerichtsurteil

Richard Rohlfing wollte die Denkmalteile nicht hergeben. | Bildquelle: WDR

Im Sommer 2024 landete der Streit vor dem Oberlandesgericht Hamm. Milla & Partner wollte, dass der Metallbauer aus Stemwede die fertigen Bauteile herausgibt, damit eine andere Firma das Denkmal zu Ende bauen kann. Doch die Rohlfing GmbH weigerte sich.

Die Richter entschieden zu Gunsten von Milla & Partner: Die Stemweder Firma muss die Einzelteile des Denkmals herausgeben. Doch bis jetzt konnte das Urteil nicht vollstreckt werden kann, denn Rohlfing ist mittlerweile pleite. Zahlungsunfähig ist inzwischen auch die Agentur Milla & Partner. Das bedeutet: weiter Stillstand.

Fundament steht schon in Berlin

So soll das Denkmal mal aussehen - vielleicht im Jahr 2026. | Bildquelle: WDR

So ist das geplante Deutsche Freiheits- und Einheitsdenkmal zum tonnenschweren Spielball für Juristen und Wirtschaftsprüfer geworden. Das Fundament auf der Berliner Museumsinsel ist längst fertig. Aber ob dort im Jahr 2026 ein Denkmal stehen wird, erscheint aus heutiger Sicht noch fraglich.

Unsere Quellen:

  • Bundesbeauftragte für Kultur und Medien
  • Grub & Brugger Insolvenzverwaltung
  • Pluta Rechtsanwalts GmbH