Kuchenverzehr auf eigene Gefahr

02:37 Min. Verfügbar bis 28.04.2024

Kuchenverzehr auf eigene Gefahr

Stand: 28.04.2023, 08:59 Uhr

Im Botanischen Garten in Solingen verkaufen Ehrenamtler an Sonntagen im Sommer Kuchen in einem provisorischen Kiosk. Der Stiftungsverein bekommt so seit 20 Jahren Geld in die Kasse. Doch die Stadt Solingen hat den Verkauf von Selbstgebackenem zunächst verboten - jetzt ist er wieder erlaubt: mit Gefahrenhinweis.

Von René Rabenschlag

Im Oktober bekam der Verein Botanischer Garten in Solingen Post von der Lebensmittelüberwachung. Bei einer Begehung waren Mängel festgestellt worden. Das Wesentliche: Der Kuchenstand der Ehrenamtler wurde von der Stadt mit einem gewerblichen Café gleichgesetzt.

Weil die selbstgebackenen Kuchen aber eben nicht in einer abgenommen Industrieküche, sondern bei engagierten Bürgern zu Hause entstehen, gelten sie als „erhebliche Gefahr“. Die Stadt ließ ausrichten, dass der Kuchenverkauf damit verboten sei.

Verein auf Einnahmen angewiesen

Besucher im botanischen Garten

Auch durch Kuchenverkäufe finanziert: Der Botanische Garten in Solingen

Das Verbot traf den Verein in Mark, denn mit den Einnahmen bestreitet er unter anderem die jährlich verpflichtende Pacht von 45.000 Euro an die Stadt. Auch wenn selbst der Oberbürgermeister vor wenigen Wochen auf einer Festveranstaltung erklärte, ihm und seiner Familie sei noch nie nach einem Kuchen dort schlecht geworden – das Ordnungsamt blieb zunächst bei seiner negativen Einschätzung und berief sich auf EU-Regeln. Pünktlich zum Saisonstart fanden Juristen dann doch noch ein Rezept, um selbstgebackene Kuchen weiterzuverkaufen.

Warnhinweise an Kuchen und Theke

An der Theke sind seit der vergangenen Woche große Warntafeln angebracht, die darauf hinweisen, dass der Kuchen selbstgebacken ist und der Verzehr ausdrücklich auf eigenes Risiko stattfindet. Außerdem werden die Stücke mit einem grünen Fähnchen markiert. „Eine Posse“, erklärt einer der Besucher, „es war jetzt Grund genug hier vorbeizugehen und das Risiko einzugehen mit einem Kuchen nicht mehr nach Hause zu kommen.“

Eine andere Besucherin beißt in einen Kirschkuchen und sagt: „Wir haben hier früher nie Kuchen gegessen, aber seitdem wir das auf eigene Gefahr machen, essen wir den. Ein Leben am Limit…“

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