Siegen: Demenzkranker Frau droht Abschiebung

Stand: 11.04.2022, 17:03 Uhr

Eine 77-jährige demenzkranke Frau muss eventuell zurück nach Nordmazedonien, so die Ausländerbehörde der Stadt Siegen. Eine Abschiebung würde auch andere Familienmitglieder zum Umzug zwingen.

Habibe Sadiki war 2020 nach dem Tod ihres Mannes mit einem Touristenvisum nach Deutschland gekommen. Ihr Sohn Mirsat Sadiki hatte die 77-Jährige zu sich nach Siegen geholt, um sie zu pflegen.

Sie ist nach einem schweren Herzinfarkt auf Hilfe angewiesen. Als ihr einziger Sohn möchte Mirsat Sadiki sich um seine Mutter kümmern. Er hat sich auch verpflichtet, alle Kosten für ihre Pflege zu übernehmen.

Ausländerbehörde droht mit Haft

Bei einem Termin in der Ausländerbehörde wurde ihm jetzt aber mitgeteilt, dass seiner Mutter kein Aufenthaltsrecht eingeräumt werden könne. Aus Angst vor Abschiebehaft und einer sofortigen Abschiebung stimmten die Sadikis zunächst einer freiwilligen Ausreise zu.

Jetzt hofft die Familie, dass die Ausländerbehörde doch noch einlenkt. Das ist aktuell aber nicht absehbar. Im Gegenteil: Sollte Habibe Sadiki nicht ausreisen, droht die Stadt Siegen damit, sie zur Festnahme auszuschreiben.

Behörden weisen Verantwortung von sich

Die Verantwortung für die Entscheidung sieht die Stadt Siegen beim Bundesamt. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte sie gegenüber dem WDR, ein Abschiebungsverbot liege laut einer Mitteilung des BAMF nicht vor. Ebenso fehle die Grundlage, um Habibe Sadiki ein Aufenthaltsrecht einzuräumen.

Das BAMF hingegen teilte mit, die Enscheidung über ein Aufenthaltsrecht treffe allein die Ausländerbehörde vor Ort. Diese habe genügend Möglichkeiten, jemandem den Aufenthalt zu gestatten.

Muss die ganze Familie gehen?

Nach aktuellem Stand muss Habibe Sadiki bis zum 24. April ausgereist sein. In ein Dorf ohne medizinische Unterstützung und ohne helfende Angehörige. Für die Familie eine Katastrophe.

Mirsat Sadiki und seine Frau Florine leben seit den 90er Jahren in Deutschland. Der 47-Jährige hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Familie hat sich eine Existenz aufgebaut. Mirsat und Florine arbeiten beide, besitzen ein Mehrfamilienhaus, die Kinder studieren.

Im schlimmsten Fall müssen die Sadikis dieses Leben aufgeben: Wenigstens ein Elternteil würde im Fall einer Abschiebung mit Habibe gehen, denn alleine kann sie in Nordmazedonien nicht leben.