Crash Kurs: Mit Vollgas in die Realität

Stand: 25.11.2022, 19:06 Uhr

In Lippstadt schildern Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter, Notfallseelsorger, Unfallopfer und Angehörige eindrucksvoll, welche Folgen Unfälle haben können.

Von Heinrich Buttermann

Vor Schülerinnen und Schülern eines Berufskollegs wollen sie auf die Gefahren aufmerksam machen und warnen. Das Projekt "Crash Kurs NRW - Realität erfahren" wird landesweit angeboten. Die Kreispolizeibehörde Soest war eine der ersten, die auf diese realitätsnahen Schock-Schilderungen setzte.

So viele Verkehrstote gibt es jedes Jahr

Pro Jahr sterben auf den Straßen in NRW 600 Menschen. Fahranfänger und junge Autofahrer sind besonders häufig an schweren Unfällen beteiligt. Mit der Aktion "Crash Kurs NRW - Realität erfahren" soll diese Altergruppe deswegen besonders sensibilisiert werden.

Mutter berichtet vom Tod ihrer Tocher

Die Mutter der verstorbenen Antonia spricht bei einem Crashkurs für Notfallseelsorger

Antonias Mutter

Die Mutter nimmt all ihren Mut zusammen. Vor einem Jahr hat sie im Kreis Soest ihre Tochter bei einem Verkehrsunfall verloren. Ein Autofahrer hatte die Vorfahrt nicht beachtet und das Motorrad von Antonia erfasst. Mit belegter Stimme schildert die Mutter, wie sie sich an dem Morgen von Antonia verabschiedet hat.

"Ihr seid eine so wertvolle Generation. Passt bitte auf euch auf!" Antonias Mutter

Es war alles wie immer. Aber schon, als ihr wenig später auf dem Weg zur Arbeit Polizei und Rettungswagen entgegenkamen, hatte sie eine Vorahnung. Als dann Polizisten und Notfallseelsorger vor der Tür standen, war ihr klar, was passiert ist. "Es waren die schlimmsten und längsten Stunden meines Lebens," erklärt sie eindrucksvoll.

Unterschiedliche Schicksale eindrucksvoll beschrieben

Vor ihr haben schon viele andere gesprochen. Ein Feuerwehrmann beschreibt seinen Schock, als er bei einem Einsatz erkennt, dass einem guten Freund des Sohnes der Unfallwagen gehört. Gleich zweimal muss er in seiner ehrenamtlichen Arbeit erleben, wie Freunde der Familie durch Autounfälle sterben.

Direkt danach berichtet ein junger Mann, wie er sich nach einem Crash gegen einen Baum monatelang zurück ins Leben kämpfen mußte

Notfallseelsorgerin wird Unfallszene nie vergessen

Notfallseelsorgerin Heike Gösmann gehen besonders die Bilder eines Unfalls nicht mehr aus dem Kopf. Auf der Bundesstraße 1 zwischen Erwitte und Geseke rast ein Auto auf einen anderen Wagen, schiebt ihn in den Gegenverkehr. Ein junges Paar stirbt sofort an der Unfallstelle, ein älter Mann später an den Folgen.

"Ich will nicht an eurer Haustür klingeln und euren Eltern sagen, dass ihr tot seid." Notfallseelsorgerin Heike Gösmann

Notfallseelsorgerin Heike Gösmann von der Freiwilligen Feuerwehr Lippstadt muss sich direkt am Unfallort um Angehörige kümmern und später Eltern und weitere Verwandte informieren. "Die Bilder dieser Unfallstelle werde ich nie vergessen. Da lagen zwei junge Leute nebeneinander. Später habe ich gehört, dass er ihr in den nächsten Tagen einen Heiratsantrag machen wollte."

Notfallseeldorgerin Heike Gösmann steht Antonias Mutter bei

Heike Gösmann und Antonias Mutter

Die Szenen, wenn sie an der Haustür klingelt, Angehörige die schlimme Nachricht bekommen, ganz unterschiedlich reagieren... "Traut euch bitte mal eine Sekunde vorzustellen: wir stehen vor euerer Haustür... "

Die Botschaft kommt an. Die Zuhörenden sind beeindruckt - und werden die dramatsichen Schilderungen wohl nie wieder vergessen. "Ich hoffe auch, dass ich immer wieder daran denke und echt vorsichtig fahre," sagt einer der sichtlich betroffenen Schüler: "Das war gerade echt heftig."