Als Peter Frings die Stelle des Interventionsbeauftragten annahm, wusste er noch nicht, was auf ihn zukam. Das war 2019. Damals suchte das Bistum Münster jemanden, der unabhängig und nicht weisungsgebunden, die immer offener zu Tage tretenden, vielen Missbrauchsfälle bearbeitete und sich ihrer annahm. Seitdem ist der Jurist die erste Anlaufstelle für Missbrauchsopfer.
Bistum hat 2,5 Millionen Euro erstattet
212 Anträge auf Entschädigungszahlungen liegen ihm bereits vor, rund 100 sind schon ausgezahlt. Bislang hat das Bistum etwas mehr als zweieinhalb Millionen Euro erstattet, inklusive Therapiekosten, um das Widerfahrene irgendwie zu bewältigen. Die höchste Einzelsumme an ein Missbrauchsopfer betrug 80.000 Euro.
Fälle erfordern viel Mit- und Feingefühl
Für Peter Frings und seinen Mitarbeiter Stephan Baumers ist jeder Fall etwas Besonderes und erfordert viel Mit- und Feingefühl. "Wenn ältere Männer vom Missbrauch in ihrer Kindheit erzählen, weinend, gebrochen, dann ist das schon erschütternd", sagt Stephan Baumers. Oft hat er als erster Kontakt zu denen, die sich bei der Interventionsstelle offenbaren. "Viele sind schon dankbar, dass ihnen überhaupt mal jemand zuhört."
Für Peter Frings ist klar: es gibt noch unendlich viel zu tun. "Die Dunkelziffer", so der Jurist, "ist immens hoch." 90 Prozent der Fälle liegen weit in der Vergangenheit, oft Jahrzehnte zurück. Die Experten wissen: Die Wiedergutmachungszahlungen lindern kein Leid. "Kein Geld der Welt kann Missbrauch irgendwie wieder gut machen", sagt Frings. Aber mit größter Transparenz und Zuwendung den Opfern Unterstützung in jeder Form anzubieten, ist manchmal schon eine große Hilfe.
Über dieses Thema haben wir am 08.04.2022 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland um 19:30 Uhr & auf WDR 2 in der Lokalzeit berichtet.