Nach Missbrauchsstudie: Bischofsgruft im St. Paulus-Dom Münster geschlossen

Stand: 15.06.2022, 20:00 Uhr

Als erste Reaktion auf die neue Missbrauchsstudie hat das Bistum Münster die Gruft der ehemaligen Bischöfe im St. Paulus-Dom geschlossen.

Am Montag hatte ein Team aus fünf Historikern der Uni Münster seine Studie über sexualisierte Gewalt durch Priester im Bistum Münster vorgestellt. Bischof Felix Genn kündigte daraufhin Konsequenzen an.

Die Studie wirft drei der hier bestatteten Bischöfe Vertuschung und Fehler im Umgang mit Tätern vor. Betroffene hatten daher gefordert, die Gruft aus dem Dom zu entfernen.

Laut Studie mehr als 600 Missbrauchsopfer

Mehr als 600 Menschen sollen nach der Studie zwischen den Jahren 1945 und 2020 im Bistum Münster als Minderjährige sexualisierte Gewalt durch Kleriker erlitten haben. Die Forscher gehen zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus. Drei Viertel der Opfer seien Jungen gewesen. Viele waren Messdiener oder hatten kirchliche Ferienlager oder Jugendgruppen besucht.

Die meisten Fälle der sexualisierten Gewalt seien keine Einzeltaten gewesen. Die Forscher gehen von bis zu 6.000 Missbrauchstaten seit den 1950er Jahren aus. Dabei reichen die Vorwürfe von anzüglichen Kommentaren bis hin zu schwerem sexuellen Missbrauch - und das über viele Jahre. In kaum einem Dekanat des Bistums Münster sei es seit 1945 nicht zu Fällen der sexualisierten Gewalt gekommen.

Am kommenden Freitag gibt es eine Pressekonferenz von Bischof Felix Genn. Dann nimmt er erstmals Stellung zur vorgestellten Missbrauchsstudie.

Über dieses Thema berichten wir am 15.06.2022 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland um 19.30 Uhr sowie im Radio auf WDR 2 in der Lokalzeit Münsterland.