Nach Vergewaltigung im Klinikum Bethel: Frau kämpft um Schmerzensgeld

Stand: 07.06.2023, 14:37 Uhr

Die Vergewaltigungsserie im Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld wird heute erneut Thema im Landtag. Anlass ist der Fall einer Frau, die vermutlich durch die Vergewaltigung erkrankte, dafür aber kein Schmerzensgeld erhalten soll.

Von Thomas Wöstmann

Die heute 42-jährige Frau war zum Jahreswechsel 2019/2020 Patientin in Bethel. Dabei wurde sie nachweislich vom Assistenzarzt Philipp G. betäubt und dann vergewaltigt – so wie viele andere Frauen. Der Arzt nahm sich das Leben, als seine Taten entdeckt wurden.

Der Täter hatte die Vergewaltigungen auf Video aufgenommen und die Aufnahmen mit den Namen seiner Opfer beschriftet. Deshalb wussten Polizei und Staatsanwaltschaft früh, welche Frauen betroffen waren, wollte diese aber nicht informieren, nach eigenen Angaben aus "Opferschutzgründen". Erst zwei Jahre nach der Tat erfuhr die Patientin von der Polizei, dass sie von dem Arzt vergewaltigt worden war.

 Opfer soll Beweis erbringen, dass sie infiziert wurde

Relativ schnell nach dem Klinikaufenthalt wurden bei der Frau Zysten an der Gebärmutter entdeckt. Die Ursache blieb zunächst unklar. Als sie von ihrer Vergewaltigung erfuhr, führte sie ihre Beschwerden auf diese Tat zurück – der Arzt litt nämlich an einer Geschlechtskrankheit. Tatsächlich wurden bei ihr die gleichen Erreger festgestellt, wie bei Philipp G.

Die Frau klagte danach gegen Polizei und Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Körperverletzung und fordert Schmerzensgeld vom Land – bisher erfolglos. Sie müsse, so die Staatsanwaltschaft, selbst beweisen, dass die Infektion durch die damalige Vergewaltigung passierte – formell liegt die Beweispflicht in solchen Fällen tatsächlich beim Opfer.

Die FDP will das Thema heute in den Gesundheitsausschuss des Landtags bringen und fordert eine Entschädigung für die Frau: "Wenn sie erst zwei Jahre nach der Vergewaltigung informiert wurde: Wie soll sie dann noch einen Beweis erbringen?", fragt Susanne Schneider, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 07.06.2023 im Hörfunk im "Westblick" auf WDR 5.