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Gutachten zum sexuellen Missbrauch im Bistum Münster. Lokalzeit Münsterland. 02.12.2020. 02:43 Min.. Verfügbar bis 02.12.2021. WDR. Von Heike Zafar.
Studie: Mindestens 300 Missbrauchsopfer im Bistum Münster
Historiker haben am Mittwoch erste Ergebnisse ihrer Studie zum sexuellen Missbrauch im Bistum Münster vorgestellt. Bislang sprechen sie von rund 300 Opfern und 200 Beschuldigten.
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Der Leiter der Studie, der Historiker Thomas Großbölting, spricht allerdings von einer hohen Dunkelziffer. Die genannten Zahlen könnten sich im Laufe der weiteren Untersuchungen noch verändern. Diese umfassen den Zeitraum von 1945 bis 2018.
Opfer waren im Durchschnitt elf Jahre alt
Genauer ausgewertet haben Großbölting und sein Team bisher die Fälle von 82 Betroffenen und 49 Beschuldigten. Demnach waren 90 Prozent der Opfer männlich und im Durchschnitt elf Jahre alt, als sie die ersten Übergriffe erleiden mussten.
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Wissenschaftler sehen Versagen bei Verantwortlichen
Den Forschern zufolge hat sich ein Großteil der Betroffenen erst nach 2010 bei der Diözese gemeldet. Dennoch sei Missbrauch durch Priester bereits seit den 1950er-Jahren im Bistum bekannt gewesen. Vor allem gegenüber Mehrfachtätern habe es ein "intensives Leitungs- und Kontrollversagen" der Bistumsverantwortlichen gegeben.
So seien von den Bischöfen etwa die vorgeschriebenen kirchenrechtlichen Strafverfahren ignoriert worden. Erst 2007 ist nach Erkenntnissen der Wissenschaftler der erste Fall ordnungsgemäß behandelt worden.
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Interviews mit Betroffenen
Laut Großbölting hat das Forschungsteam innerhalb rund eines Jahres mehrere hundert Akten ausgewertet und etwa 70 Interviews geführt. Im Frühjahr 2022 sollen die endgültigen Ergebnisse vorliegen und auch Namen von Verantwortlichen genannt werden, die etwa Missbrauch vertuscht haben.
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Bistum bezahlt Studie
Das Bistum Münster hat die Untersuchung beauftragt und finanziert sie mit rund 1,3 Millionen Euro. Die Diözese hat laut Großbölting keine Eingriffsmöglichkeiten. Die Arbeit knüpft an eine 2018 vorgestellte Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe an. Sie hatte im Bistum Münster mindestens 450 Betroffene und 138 beschuldigte Kleriker in den Jahren 1946 bis 2014 verzeichnet.
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Stand: 02.12.2020, 13:30