Bundesweites Atommüll-Zwischenlager auf dem Prüfstand

Stand: 25.05.2022, 10:10 Uhr

Nach dem Besuch von Staatssekretären aus dem Bundesumweltministerium in Beverungen-Würgassen schöpfen Betroffene neue Hoffnung. Die Pläne für ein Atommüll-Zwischenlager werden ein neues Gutachten bedenken.

Hoher Besuch aus Berlin am Dienstag: Zwei Staatssekretäre haben mit Politikern unterschiedlicher Parteien, Bürgerinitiativen und Anwohnern vor Ort gesprochen. Seit Jahren wird für ein ordentliches und transparentes Standort-Auswahlverfahren gekämpft. Auf dem Gelände des früheren Kernkraftwerks Würgassen im Kreis Höxter soll bundesweit das einzige Atommüll-Zwischenlager dieser Größenordnung entstehen. Dort soll der Müll zuerst gesammelt werden, um dann das Endlager Schacht Konrad in Salzgitter zu befüllen.

Es sei jetzt die Aufgabe, sich über die Verfahren in der Vergangenheit ein Bild zu machen, so Christian Kühn von den Grünen, der als Staatssekretär nach Beverungen kam. Dazu müsse man mit den Betroffenen sprechen. Und deswegen haben sich am Dienstag Bürgerinitiativen, Anwohner und Akteure aus der Politik in der Beverunger Stadthalle getroffen. Ergebnisoffen, sagten die Staatssekretäre.

Hoffnungsvoller Beginn eines Prozesses

Nach den zweistündigen Gesprächen zeigte sich Beverungens Bürgermeister, der ein transparenteres Standortauswahlverfahren fordert, hoffnungsvoll:

„Wir fühlen uns anders mitgenommen, als das vorher der Fall war und ich habe da jetzt große Hoffnung auch in die Spitze des Bundesumweltministeriums.“ Hubertus Grimm, Bürgermeister in Beverungen

Bisher schien bereits klar zu sein, dass am Standort des ehemaligen Kernkraftwerks Würgassen ein Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll gebaut werden soll. Ein notwendiges Logistikzentrum, hieß es bisher aus dem Bundesumweltministerium.

In Berlin will man jetzt auf das gerade in Auftrag gegebene Gutachten warten und auswerten. Dieses Gutachten haben die betroffenen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen in Auftrag gegeben. Es soll unter anderem klären, welche Mengen radioaktiven Materials transportiert werden müssen, ob das überhaupt notwendig ist und welche Logistik dafür erforderlich ist.

Gutachten sollen abgewartet werden

Der Besuch aus Berlin machte in Beverungen deutlich, dass man keine weiteren Entscheidungen treffen werde, bis nicht die Gutachten zu den Logistikfragen der beiden Länder da sind. „Ich glaube, das war ein guter Beginn eines Austausches auf Augenhöhe, der so bisher nicht stattgefunden hat“, schließt Staatssekretär Kühn nach seinem Gespräch.

Für andere Betroffene war der Termin mit den Politikern heute nicht ganz uneingeschränkt erfolgreich. „Wenn es richtig gut gelaufen wäre, hätte ich erwartet, dass man das Auswahlverfahren wieder neu eröffnet.“, sagte Hubertus Hartmann von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Bördeland und Diemeltal“. Er hatte vom Treffen mit den Staatssekretären mehr erwartet.

Über dieses Thema haben wir am Dienstag in der Lokalzeit um 19:30 Uhr im WDR Fernsehen und am Mittwoch auf WDR 2 im Radio berichtet.