Mehr Wildnis im Naturgarten fördert die Artenvielfalt

Stand: 22.05.2023, 06:00 Uhr

Naturgärten bieten vielen Tieren Nahrung und Nischen zum Leben. Auf der Landesgartenschau in Höxter gibt es Ideen, wie im eigenen Garten die biologische Vielfalt gesteigert werden kann.

Von Silke Tornede

Landschaftsgärtner Ralf Haffke und sein Team haben mit dem NaturGartenForum auf der Landesgartenschau in Höxter einen beispielhaften Naturgarten angelegt und wollen Besuchern Anregungen geben, wie sie mit heimischen Wildstauden den eigenen Garten gestalten können. In den Beeten wachsen nur Pflanzen, die auch bei uns in der freien Natur vorkommen: Natternköpfe, Lichtnelken, wilde Karde oder Pechnelke sind nur einige Beispiele.

Mehr als 60 Arten sind in dem Ausstellungsgarten zu bewundern. Wilde Schönheiten, die Schmetterlingen, Wildbienen und Co. Nahrung bieten und die Artenvielfalt fördern, denn die ist bedroht. Der Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai soll das Bewusstsein dafür schärfen.

Nischen und Unterschlupfmöglichkeiten

Ralf Haffke hat bis April die Stadtgärtnerei in Höxter geleitet. Auf der Landesgartenschau informiert er über Naturgärten.

Ralf Haffke hat bis April die Stadtgärtnerei in Höxter geleitet. Auf der Landesgartenschau informiert er über Naturgärten.

Ralf Haffke will zu mehr Wildnis ermutigen, der Umwelt zuliebe. Neben heimischen Pflanzen sind Nischen und Unterschlupfmöglichkeiten in einem Naturgarten wichtig. In dem Ausstellungsgarten der Landesgartenschau Höxter hängen Nisthilfen für Vögel und Insektenhotels.

Es geht aber noch einfacher, sagt Ralf Haffke und hat Tipps: altes Holz und Laub liegenlassen, hohle Stängel etwa von Brom- oder Himbeeren zusammenbinden und aufhängen, ein paar Steine aufschichten, damit sich Tiere verkriechen können.

Ralf Haffke holt sich immer wieder Anregungen aus der Natur, fasst Beete mit alten Baumstämmen ein, hat zum Beispiel Totholz vor Wiesenmargeriten platziert. Das sieht dekorativ aus und ist nützlich. "Da sieht man dann, da krabbelt und kriecht es“, sagt der 66-Jährige und zeigt auf eine Spinne.

Ohne Wasser geht es nicht

Wasser ist ein wichtiges Element im Naturgarten.

Perfekt zum Anlocken von Insekten.

Ebenso sei Wasser unverzichtbar im Naturgarten. Es müsse nicht gleich ein Teich sein, so wie auf der Landesgartenschau, so Haffke. Auch eine kleine Wanne oder eine Schale mit Wasser hilft Vögeln und Insekten und lockt Libellen an.

Nährstoffarmer Boden ist die Grundlage

Pechnelke und Wilde Karde gibt es nicht im Gartencenter zu kaufen.

Pechnelke und Wilde Karde gibt es nicht im Gartencenter zu kaufen.

Das A und O beim Anlegen eines Naturgartens ist es, den Boden gut vorzubereiten. Wildpflanzen brauchen einen nährstoffarmen, mageren Boden. Ralf Haffke empfiehlt Substrate, wie sie auch bei der Dachbegrünung eingesetzt werden.

Ralf Haffke

Landschaftsgärtner Ralf Haffke

Wildpflanzen seien robust und kämen in der Regel mit Hitze und Trockenheit besser klar als manche Züchtungen, ergänzt er. "Also eigentlich all das, was wir uns wünschen: Wir brauchen keinen Dünger mehr kaufen, wir brauchen nicht mehr so viel gießen.

Schwieriger sei es, Wildstauden zu besorgen. In vielen Gartencentern gebe es sie nicht zu kaufen. Nachfragen kann man etwa bei Staudengärtnereien oder bei anderen Naturgärtnern, die Pflanzen abgeben. Oder man könne sie aus Samen ziehen.

Mehr Leben im Garten

Auch ein Naturgarten braucht Pflege und macht Arbeit, betont Haffke, aber die Mühe lohne sich und Erfolgserlebnisse seien schnell da, selbst wenn nur ein kleiner Bereich umgestaltet wird. "Weil mehr Leben in den Garten kommt. Da kommen plötzlich Wildbienen angeflogen, Vögel halten sich dauerhaft im Garten auf und es kommen Falter vorbei, die man vorher noch nie gesehen hat.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 22.05.2023 auch im Hörfunk: WDR 5 Morgenecho.