Afghanen nach Siegen gerettet

Stand: 30.06.2022, 21:17 Uhr

Neun Afghanische Frauen, die in Kabul Frauenarbeit geleistet haben, konnten jetzt evakuiert werden. Neue Freiheiten begeistern die Afghaninnen.

Von Fritz Sprengart

Amina Basir geht durch den Stadtwald von Siegen. Sie richtet ihren Blick in die Ferne.

Afghanische Frauen nach Siegen gerettet

Amina Basir schwebte nach der Machtübernahme der Taliban in Lebensgefahr.

 "Als ich noch ein kleines Kind gewesen bin, gab es noch Frieden in Afghanistan. Damals bin ich mit meinen Eltern in Parks gegangen", erzählt sie. "Dort war es damals auch sehr grün. Dieser Wald hier erinnert mich an diese schöne Zeit." Die 65 Jährige lächelt, als sie das sagt.

Eine lebensgefährliche Mission

Vor wenigen Wochen war sie noch in Kabul. Dort hat sie als Koordinatorin für den Siegener Verein "Stichting for School and Life" gearbeitet. Das Ziel: die Handarbeiten von Afghanischen Frauen nach Deutschland bringen und sie hier vertreiben.

Afghanische Frauen nach Siegen gerettet

Zohra Soori-Nurzad ist froh, dass Amina Basir gerettet ist.

Amina Basir hat die Näherinnen besucht, ihnen Stoffe gebracht und fertige Arbeiten abgeholt. Durch den Taliban-Putsch ist das lebensgefährlich geworden. Frauen dürfen weder Arbeiten noch alleine auf die Straße. Und schon gar nicht mit westlichen Vereinen zusammen arbeiten. 

Langer Kampf zahlt sich aus

"Amina Basir war in großer Lebensgefahr", sagt Zohra Soori-Nurzad. Die Siegenerin hat den Verein gegründet. Ein ganzes Jahr lang hat sie dafür gekämpft, dass Ihre Koordinatorin vor Ort ausreisen darf.

Afghanische Frauen nach Siegen gerettet

Zohra Soori-Nurzad fällt ein Stein vom Herzen.

Zahlreiche Mails und Telefonate haben am Ende den Durchbruch gebracht. Neun Frauen die in Afghanistan für das Projekt gearbeitet haben, konnten über Pakistan ausgeflogen werden. "Ich kann dieses Gefühl gar nicht beschreiben", sagt Soori-Nurzad mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Es ist, als würde eine riesige Last von meinen Schultern fallen."

Bummeln, Kaffe trinken, eine neue Welt

Jetzt genießt Amina Basir ihre neu gewonnen Freiheiten. Sie bummelt durch die Geisweider Einkaufsstraße. Ganz alleine, ohne Begleitung. Ihr Ziel: ein syrisches Café. Hier trifft sie die acht anderen Frauen, die evakuiert werden konnten. Näherinnen, Sozialarbeiterinnen und eine Deutschlehrerin.

Afghanische Frauen nach Siegen gerettet

In einem Siegener Café tauschen sich die Frauen aus.

Sie alle haben mitgeholfen, ein weltoffenes Afghanistan aufzubauen. Nach dem Zusammenbruch trinken sie zusammen Kaffee. Mitten in Siegen, die meisten ganz ohne Kopftuch.

"Es hilft mir sehr, dass ich mich hier nicht so alleine fühlen muss" Amina Basir

"Es ist so gut dass wir jetzt hier alle zusammen in Freiheit leben.", sagt Amina Basir und blickt in die Runde.

Afghanische Frauen nach Siegen gerettet

Es gibt noch viele Frauen, die in Gefahr schweben.

 20% der Frauen die in Afghanistan für die Organisation gearbeitet haben sind jetzt in Sicherheit. Für Zohra Soori-Nurzad. Gibt es also noch einiges an Arbeit. Aber fürs erste überwiegt die Erleichterung.