900 Jahre Lippe: Festakt mit Steinmeier und Wüst

Stand: 05.03.2023, 18:34 Uhr

Die Region Lippe feiert am Wochenende ihr 900-jähriges Bestehen und 50 Jahre als Kreis Lippe. Zum Festakt in Detmold gratulierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - mit einem Bekenntnis zu seiner Heimat.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Nordrhein-Westfalens kleinstem Landesteil zu 900 Jahren Lippe und 50 Jahren Kreis Lippe gratuliert. Im Landestheater in Detmold beschrieb das Staatsoberhaupt in seiner Festrede, was die Menschen in der Region ausmacht: 

Lipper mit "tiefer Abneigung gegen Aufschneiderei"

Bundespräsident Steinmeier kommt nach Detmold

"Skepsis der Lipper gegenüber jeder Form von Schwärmerei, tiefe Abneigung gegen Aufschneiderei oder gar Prahlerei, eine gute Portion Gelassenheit, so sind die Menschen eben hier zwischen dem Teutoburger Wald und dem Weserbergland", sagte der Bundespräsident und schob hinterher: "Und ja, lieber Ministerpräsident, das ist meine Heimat, hier fühle ich mich zu Hause. Und das ist gut so."

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450 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft

Stephan Prinz zur Lippe auf dem Balkon von Schloss Detmold

Stephan Prinz zur Lippe auf dem Balkon von Schloss Detmold

Zu dem Festakt luden die nordrhein-westfälische Landesregierung, der Landtag und der Kreis Lippe ein. Unter den Gästen waren auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).

Der Detmolder Steinmeier ging in Blomberg aufs Gymnasium

Bundespräsident Steinmeier selbst wurde 1956 in Detmold geboren und ging im rund 20 Kilometer entfernten Blomberg im Kreis Lippe aufs Gymnasium. Lippe ist neben Rheinland und Westfalen der kleinste NRW-Landesteil.

Nach dem Krieg entschieden sich die Lipper für NRW

Nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden sich die Lipper 1947 gegen Niedersachsen und für Nordrhein-Westfalen. Neben dem Westfalenross und dem Rhein ist die rote Lippische Rose Teil des NRW-Landeswappens. Den Kreis Lippe gibt es seit der NRW-Gebietsreform 1973. Er wurde aus den Kreisen Detmold und Lemgo gebildet.

Ein Fürstentum mit bewegter Geschichte

Auf die letzten 900 Jahre blicken die Einheimischen mit Stolz: Lippe ist einer von 31 Kreisen in Nordrhein-Westfalen, aber als Region hat es eine ganz besonderen Geschichte. Lippe in seiner heutigen Fläche war jahrhundertelang ein Fürstentum.

Noch heute gibt es ein Schloss in der Residenzstadt Detmold, darin lebt die Familie zur Lippe. Oberhaupt ist Stephan Prinz zur Lippe mit seiner Frau Prinzessin Maria.

Name ist Verpflichtung

Maria Prinzessin zur Lippe und Stephan Prinz zur Lippe bei einer Kutschfahrt

Jahrhunderte lange Tradition: Stephan Prinz zur Lippe und seine Frau Maria sind tief mit ihrer Heimat verwurzelt und tun alles, um das Familienerbe zu erhalten.

Für Stephan Prinz zur Lippe ist der Name Verpflichtung: "Mir ist die Verantwortung, Geschichte lebendig zu halten, in die Wiege gelegt worden". Aus diesem Grund öffnet die Familie auch ihr Schloss. Mehr als 30.000 Besucherinnen und Besucher besichtigen jährlich die historischen Räume. Detmold und das Schloss sind bedeutende touristische Highlights.

Von Edelherrn zu Fürsten

Schloss Detmold

Schloss Detmold

Die Geschichte Lippes beginnt im Jahr 1123 - die Urkunde von damals ist auch auf den heutigen Stichtag 5. März datiert. Die Edelherren zur Lippe residierten zu dieser Zeit noch auf dem Gebiet des heutigen Lippstadt. Von der Falkenburg bei Detmold aus baute das Geschlecht zur Lippe dann sein Herrschaftsgebiet aus. Im 16. Jahrhundert wurden sie Reichsgrafen und 1798 ernannte der Kaiser Leopold den I. zum Fürsten.

Die zeitgenössische Abbildung zeigt die deutsche Sozialreformerin Fürstin Pauline

Bekannt geworden als volksnahe Regentin ist allerdings seine Frau Fürstin Pauline. Sie sorgte bei einem Besuch in Paris dafür, dass Napoleon Lippe nicht überrannte und dem kleinen Land die Selbstständigkeit ließ.

Aus dem Land wird ein Landesteil

Externsteine im Teutoburger Wald

Die Externsteine im Teutoburger Wald

1918 endete die Zeit des Fürstentums – Lippe wurde Freistaat mit einem kleinen Parlament und einem Landespräsidenten. Zwei Jahre nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Freistaat durch die britische Besatzungsmacht mit dem Land Nordrhein-Westfalen vereinigt.

Doch die Lipper haben gut verhandelt: Das Vermögen des ehemaligen Fürstentums, dazu gehören Burgen, Schlösser, Wälder, blieb Eigentum der Lipper und wird seitdem vom Lippischen Landesverband verwaltet.

Vor 50 Jahren wurde im Zuge der Gebietsreform aus den ehemaligen Kreisen Lemgo und Detmold der heutige Kreis Lippe.

Lippische Rose im Landeswappen

Lippische Rose

Lippische Rose

Viele der rund 350.000 Menschen in Lippe sind sich der Geschichte bewusst. "Es ist toll, in der Stadt ein Schloss zu haben", sagt die 18-jährige Ina bei einer Umfrage in der Fußgängerzone und ein älterer Herr meint: "Ich bin stolz, ein Lipper zu sein".

Den Lippern blieb immer das Gefühl der Selbstständigkeit. Lippe ist offiziell der dritte Landesteil von Nordrhein-Westfalen, verewigt mit der Lippischen Rose im Landeswappen.

Kreis, Landesverband und das Haus Lippe kündigen für 2023 weitere Veranstaltungen an. Im Schloss ist ein Empfang und ein historisches Festival vom 15. bis 18. Juni geplant, in der Innenstadt wird es vom 7. bis 9. Juli einen Mittelaltermarkt geben. Am 16. September sind Familien zu einem kostenlosen Open-Air-Konzert eingeladen.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung, der Landtag und der Kreis Lippe hatten heute in Detmold zum 900-jährige Bestehen von Lippe und zum 50-jährigen Bestehen des Kreises Lippe eingeladen. Gäste aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft trafen sich zur Jubiläumsfeier im Landestheater. Die Festrede hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Bundespräsident ist ein Lipper

"Traditionsbewußtsein und Mut zur Erneuerung, das ist es, was diesen besonderen Landstrich bis heute stark macht“, so Steinmeier in seiner Rede. Der Bundespräsident kommt selbst aus der Region und erinnerte humorvoll daran, dass er als Kind schon im Landestheater zu Gast war.

Lippe dritter Landesteil von NRW

900 Jahre Lippe: Festakt mit Steinmeier und Wüst

Ministerpräsident Hendrik Wüst lobte das ehrenamtliche Engagement in der Region, als Beispiel nannte er die Aufnahme von Waisenkindern aus der Ukraine, denen schnell und unbürokratisch ein neues Zuhause gegeben wurde. Wüst hob hervor, dass Lippe eine erfolgreiche Wissenschafts – und Wirtschaftsregion sei. Lippe stärke das Land und sei ein wichtiger und geschätzter Landesteil von Nordrhein-Westfalen.

Heute ist Lippe einer von 31 Kreisen in Nordrhein-Westfalen, aber mit einer besonderen Geschichte. Vor 900 Jahren wurde Lippe zum ersten Mal urkundlich erwähnt, im 16. Jahrhundert wurde Lippe zur Grafschaft erhoben, im 18. Jahrhundert zum Fürstentum. Die Nachfahren mit dem Oberhaupt der Familie, Stephan, Prinz zur Lippe, leben noch heute im Schloss Detmold.

Nach dem zweiten Weltkrieg verloren die Lipper ihre staatliche Souveränität und schlossen sich Nordrhein-Westfalen an. Durch geschickte Verhandlungen des letzten Landespräsidenten von Lippe, Heinrich Drake, blieb das Vermögen des ehemaligen Fürstentums in Lippe. Die Burgen, Schlösser und Wälder verwaltet seitdem der Lippische Landesverband. Aus den Erlösen wird Kunst und Kultur in Lippe gefördert.

Lippe ist mit der Lippischen Rose im Wappen von Nordrhein-Westfalen vertreten.