Wald-Zustandsbericht: Vier von fünf Bäumen sind krank

Stand: 21.03.2023, 20:48 Uhr

Der deutsche Wald leidet stark unter den Folgen des Klimawandels. Insgesamt seien vier von fünf Bäumen erkrankt, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Waldzustandsbericht 2022.

Von Jörn Seidel

Ob Fichte, Kiefer, Buche oder Eiche - die Bäume in Deutschlands Wäldern leiden stark unter den Folgen der Klimakrise. Das ist auch in NRW zu spüren. Insbesondere Dürre und hohe Temperaturen im vergangenen Sommer haben den Wäldern weiter stark zugesetzt, so das Ergebnis des vom Bundeslandwirtschaftsministerium am Dienstag veröffentlichten Waldzustandsberichts 2022.

Die wichtigsten Ergebnisse des Waldzustandsberichts

Die Zahlen beziehen sich auf alle Wälder, also nicht nur auf Nutzwälder, die den allergrößten Teil ausmachen, sondern beispielsweise auch auf Nationalparks. Mitgezählt werden auch die Bäume auf breiten Waldwegen und Schneisen.

  • Insbesondere die Fichte litt unter den Dürreperioden der vergangenen Jahre.
  • Auch die Vitalität der gemeinen Wald-Kiefer, die bisher als ein Hoffnungsträger im Klimawandel gilt, leidet. Nur noch 13 Prozent der Kiefern sind gesund.
  • Die Laubbäume leiden ebenfalls unter mangelnden Niederschlägen und hohen Temperaturen. Dabei hat die Buche mit einem Anteil von 45 Prozent deutlich geschädigter Kronen im direkten Vergleich den größten Anteil.
  • Auch bei der Eiche gibt es keine Besserung, die Entwicklung zeigt sich vergleichbar mit der des Vorjahres. Der Anteil deutlicher Kronenschäden liegt bei 40 Prozent.
  • In NRW ist bei den Kronenschäden im Vergleich zum Vorjahr eine minimale Verbesserung zu beobachten: Hier ging der Anteil an Bäumen mit deutlicher Kronenverlichtung flächenmäßig um zwei Prozentpunkte auf 38 Prozent aller zurück. Allerdings gibt es deutlich mehr Kronenschäden als in anderen Bundesländern.
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2022 zeigte sich zudem als ein Jahr mit deutlicher Fruchtbildung. Das hat die Kronenvitalität zusätzlich zur Witterung und Nährstoffversorgung beeinträchtigt.

  • Einen zusätzlichen negativen Einfluss auf die Hitzetoleranz der Bäume haben die weiterhin hohen Stickstoffeinträge und teilweise sauren Waldböden.
  • Der schlechte Zustand des Waldes wird auch deutlich durch die Totholzanteile der Stichprobenaufnahme. Diese liegt nun mit 3,5 Prozent auf einem neuen Höchststand.
  • Auch die Ausscheiderate, also der Anteil der Bäume, die seit der letzten Erhebung abgestorben sind, liegt mit 6,7 Prozent höher als je zuvor. Die Ausscheidegründe sind dabei divers und reichen von Borkenkäferschäden über Dürreschäden, Windwurf und teilweisen oder vollständigen Blattverlust.
"Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht." Cem Özdemir, Bundeslandwirtschaftsminister
Cem Özdemir (Grüne) | Bildquelle: pa/dpa | Marijan Murat

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nannte die Ergebnisse des Waldzustandsberichtes "beunruhigend". "Unser wertvolles Ökosystem leidet unter den Folgen der Klimakrise." Daher müsse man weiter entschlossen handeln, damit die Wälder in Zukunft der Trockenheit und den höheren Temperaturen trotzen können.

"Das heißt: Mischwald statt Monokulturen", so Özdemir weiter. "Nur gesunde Wälder speichern Kohlenstoff und wirken als unsere natürlichen Klimaanlagen."

Über dieses Thema berichten wir am 21.03.2023 in den Hörfunknachrichten, unter anderem bei WDR5.