Wie sich die Schulen auf den dritten Corona-Herbst vorbereiten

Stand: 16.06.2022, 17:53 Uhr

Mit Blick auf den nächsten Corona-Herbst fordert der Philologenverband NRW, dass die Schulen nicht wieder allein gelassen werden. Eine Woche vor den Schulferien steigen die Coronazahlen wieder.

Von Martina Koch

An der Janusz-Korczak-Gesamtschule in Neuss spürt Schulleiter Achim Fischer schon die Corona-Sommerwelle. Eigentlich sei das Virus fast weg gewesen, aber seit einer Woche nähmen die Fälle sprunghaft zu. Noch sei das kein großes Problem. Denn: "Etwa 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler tragen freiwillig noch Maske", schätzt der Schulleiter.

Sprunghafter Anstieg seit Anfang Juni

Schulklasse der Janusz-Korczak Gesamtschule in Neuss

In der wöchentlichen Abfrage des Schulministeriums ist der landesweite Trend zu sehen. Zwischen dem 1. und dem 8. Juni stieg die Zahl der Coronafälle unter Schülern um mehr als 2.000. Das ist ein Plus von 41 Prozent. Bei den Lehrkräften sind es 58 Prozent mehr. Es besteht keine Masken- und Testpflicht mehr. Anlassbezogen könnten die verbliebenen Tests jedoch noch eingesetzt werden, heißt es aus dem Schulministerium gegenüber dem WDR.

Infektionsschutz nach den Sommerferien

Schulleiter der Janusz-Korczak Gesamtschule Neuss, Herr Fischer

Achim Fischer, Schulleiter Janusz-Korczak-Gesamtschule Neuss

Schulleiter Achim Fischer hat im Keller seiner Schule noch Masken und Tests liegen. Das würde für drei Wochen nach den Ferien reichen. Und danach? Das Schulministerium hat den Vertrag mit dem Testlieferanten bis Ende des Jahres geschlossen und könne die Schulen bei Bedarf flexibel und zeitnah mit Selbsttests versorgen. Der Philologenverband NRW erwartet mehr: Die Schulen dürften im dritten Corona-Herbst nicht wieder allein gelassen werden. Die neue Landesregierung müsse deshalb frühzeitige, stringente und verlässliche Vorgaben zu Masken, Tests und Quarantäne machen.

Digitale Ausstattung immer noch nicht ausreichend

75 Prozent der Schulen verfügen inzwischen über schnelles Internet. Aber auch das funktioniert noch nicht überall. An der Gesamtschule in Neuss sei es nicht immer zuverlässig, so der Schulleiter. Alle Lehrkräfte hatten noch von Schwarz-Gelb digitale Endgeräte erhalten. Doch das sei einmalig gewesen, sagt Achim Fischer. Die neu eingestellten Lehrkräfte bekommen bisher keine Tablets.

Problematisch sei auch, dass es eine Preisbindung gebe. Der Schulleiter habe zwar ein Laptop bekommen, aber ohne die nötige Software, die er als Schulleiter brauche. "Also insofern liegt meins in der Ecke", räumt Fischer ein. Im Sondierungspapier versprechen CDU und Grüne, nun alle Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte mit Geräten auszustatten und ein Fortbildungsoffensive für Lehrkräfte zu starten.

Luftfilter - 71 Millionen Euro Fördergelder wurde nicht abgerufen

Noch gibt es also einen digitalen Flickenteppich, genau wie bei der Ausstattung der Schulen mit Luftfiltern. Christan Beckmann von der Landeselternkonferenz NRW findet das ziemlich ungerecht. Der Vater aus Gütersloh und viele andere kämpfen seit zwei Jahren nun für die flächendeckende Ausstattung der Schulen mit Luftfiltern.

Christian Beckmann, Landeselternkonferenz NRW

Christian Beckmann, Landeselternkonferenz NRW

"Viele Kommunen wehren sich mit Händen und Füßen dagegen, die Geräte anzuschaffen", sagt er. Erst auf Drängen der Eltern hätten es einige dann doch gemacht. Das Land hatte zwar ein Förderprogramm über 90 Millionen Euro aufgelegt. Doch das war nur für schwer zu lüftende Räume gedacht. Anträge konnten bis März gestellt werden. Traurige Bilanz: Nur 19 Millionen Euro wurden ausgezahlt, 71 Millionen sind liegengeblieben, so das NRW-Bauministerium.

Darüber haben wir in der Sendung "Aktuelle Stunde" am 16.6.2022 ab 18:45 Uhr berichtet.

Kommentare zum Thema

3 Kommentare

  • 3 Demokrates 17.06.2022, 22:28 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 2 MMPB 17.06.2022, 11:50 Uhr

    Ich schließe mich dem Kommentar von Frau Weber an. Der Zustand unserer Schulen ist katastrophal. Seit 10-15 Jahren befinden sich die Schulen in einem dauerhaften Notzustand permanenter Mangelverwaltung. Sie sind auch das negative Paradebeispiel für den Bildungsföderalismus. Covid-19 hat nichts verändert, sondern lediglich die lange vorhandenen Probleme schonungslos offen gelegt. Politiker haben kein Interesse daran etwas zu ändern. Das wird aus dem Luftfilterbeispiel deutlich. Noch deutlicher an dem Lehrermangel aller Schulformen mit Ausnahme des Gymnasiums. Das ist eine der größten Baustellen in Deutschland. Es ist ein Skandal, dass es fast täglich politische Talkrunden im Fernsehen zu Covid-19, dem Krieg und der Bundeswehr zu bestaunen gibt, der Zustand der Schulen es aber nur äußerst selten in die erste Reihe schafft. Eigentlich müssten die Medien sich wöchentlich darüber beschweren. Die Überschrift des Artikels ist übrigens falsch, da fehlt das Wörtchen "nicht".

  • 1 Angelika Weber 17.06.2022, 10:50 Uhr

    Ich als Oma habe die Stadt Kerpen letztes Jahr aufgefordert für alle Grundschulen Luftfilter anzuschaffen. Es gab für Kinder in dem Alter noch keinen Impfstoff. Ablehnung! Fenster können geöffnet werden. Kein Geld vorhanden. Jedoch im Bürgerbüro der Stadt Kerpen wurde ein Luftfiltersystem installiert. Dort können auch Fenster geöffnet werden und während Corona gab es keinen Publikumsverkehr. Alle Minesterien haben Luftfilter. Jedoch für unsere Schulen ist kein Geld da. Es ist nur traurig was an deutschen Schulen los ist.