Tornado

Vier Dinge, die man über Tornados wissen sollte

Stand: 23.05.2016, 17:44 Uhr

Eine Schneise der Verwüstung zog sich nach den Unwettern durch das ostwestfälische Minden. Polizei und Feuerwehr sprachen von einem Tornado. Aber war es das wirklich? Und wo ist da der Unterschied zwischen Tornado, Orkan und Hurricane?

1. Hat in Minden ein Tornado gewütet?

"Ob es ein Orkan oder ein Tornado war, ist für die Betroffenen erst einmal unerheblich", sagt Friedrich Föst. Er ist selbst in Ostwestfalen gewesen und hat sich die Schäden angesehen. Er kommt zu dem Schluss: Das war kein Tornado. "Der Schadensbereich ist in der Länge und Breite sehr groß", sagt Föst. Das spräche gegen einen Tornado. Auch, dass die Bäume wie ein Fächer in verschiedene Richtungen gestürzt seien, sei ein Indiz für eine Orkanböe. "Die breiten sich wie ein ausgekippter Eimer Wasser in alle Richtungen aus", so Föst.

Auch verdächtig: Kein Zeuge hat einen charakteristischen Rüssel gesehen. Dazu kommt die Dauer des Sturmes – mit zehn bis 15 Minuten ist das keine typische Tornado-Dauer.

Fest steht, dass für diese schlimmen Schäden extrem hohe Windgeschwindigkeiten nötig gewesen sind. Föst schätzt, dass zeitweise bis zu 150 km/h geherrscht haben müssen – Orkanstärke.

2. Woran erkennt man einen Tornado?

Wann ist ein Tornado denn ein Tornado? Eine hohe Windgeschwindigkeit alleine reicht nicht aus. Wichtiger ist der Rüssel. Genau das macht einen Tornado für Meteorologen auch aus. "Tornados sind rotierende Wolkensäulen mit Bodenkontakt", erklärt Friedrich Föst, Meteorologe bei der Meteo Group in Berlin. Das bedeutet, dass der Luftstrom bis zum Boden reicht. Und genau dieser Bodenkontakt sei wichtig, damit der Tornado nicht mit einem Orkan verwechselt wird. "Den Staubfuß unten sieht man bei einem Tornado sehr gut", so Föst.

Damit es einen Tornado gibt, braucht man in den meisten Fällen ein Gewitter. Die Luftmassen, die von dem Gewitter produziert werden, liegen oberhalb der warmen Luft der Umgebung. Das führt dazu, dass die beiden Luftschichten kippen, wodurch ein Druckabfall entsteht, der die warme Luft ansaugt – der Rüssel entsteht.

Weiteres Indiz für einen Tornado sind die Schäden, die entstehen. Die sind nur begrenzt auf eine sehr schmale Schneise, erklärt Meteorologe Föst. "Oft ist die nur wenige hundert Meter breit."

3. Tornado, Hurricane, Windhose – wo ist der Unterschied?

"Hurricanes sind auch Wirbelstürme – aber riesige", erklärt Föst. Sie haben einen Durchmesser von oft mehreren tausend Kilometern Durchmesser. Hurricanes bilden sich über dem Atlantik und ziehen dann in Richtung der amerikanischen Ostküste. Sie brauchen warmes Wasser, um entstehen zu können und richten auf einer großer Fläche schlimme Schäden an. Ähnliche Phänomene mit anderem Namen sind Zyklone, die über dem Indischen Ozean entstehen und Taifune, die sich im Pazifik bilden.

Windhosen ist ein deutsches Wort, das einen Tornado bezeichnet. Aber: "Wir Meteorologen denken, dass das Wort "Windhose" total verharmlosend ist", sagt Friedrich Föst. Er findet, dass man den Tornado auch immer beim Namen nennen sollte. Gleichzeitig beruhigt Föst: Schäden vom Ausmaß eines Hurricanes wird ein Tornado niemals verursachen.

4. Wie häufig gibt es Tornados in Deutschland?

Friedrich Föst schätzt, dass es in Deutschland im Schnitt 30 bis 60 Tornados pro Jahr gibt. Darunter seien aber auch Jahre, die diese Zahl deutlich über- oder unterschritten. Auch werde nicht jeder Tornado dokumentiert oder überhaupt erkannt. Die Dunkelziffer ist also wahrscheinlich höher.