Verdi hofft auf Streik-Ende im Tarifstreit mit den Unikliniken

Stand: 21.06.2022, 17:18 Uhr

Im Tarifstreit der Gewerkschaft Verdi und den Unikliniken wird weiterverhandelt. Verdi sieht Chancen auf eine Einigung. Derweil demonstrierten am Montag Mitarbeiter der Unikliniken in Münster.

Von Udo Bühlmann und Marco Poltronieri

Der Streik an den sechs Unikliniken in NRW geht in die achte Woche. Aktuell wird weiter verhandelt, der Streik geht jedoch weiter. In Köln hat Verdi am Dienstag über den aktuellen Stand in diesem Konflikt informiert. "Wir sind der Auffassung, dass wir einen Durchbruch erzielen können, wenn es die Klinikleitungen auch wollen. Wir sind rund um die Uhr bereit für ernsthafte Verhandlungen", sagte Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt.

Knackpunkt: Mitarbeiter in Notaufnahmen, Operations- und Kreissälen

Die Standpunkte zwischen Klinikchefs und Verdi beim Thema „Pflege am Bett“ liegen nah zusammen. Pflege am Bett, das ist die Arbeit der Pflegekräfte am Patienten in den Krankenzimmern. Diese Arbeit können die Kliniken über die Krankenkassen refinanzieren.

Knackpunkt in den Tarifverhandlungen ist die Situation der Beschäftigten, die in den Operationssälen, im Kreissaal, der Notaufnahme, der Ambulanz und im Krankentransport arbeiten. Der neue Tarifvertrag "Entlastung", wie ihn Verdi und die Beschäftigten anstreben, soll die Arbeitsbedingungen dort erleichtern und insgesamt für mehr Ausgleich sorgen.

Verdi fordert Unterstützung vom Land

Deshalb fordert Verdi  von der Landesregierung NRW, die Finanzierung sicher zu stellen. Und letztlich für mehr Personal.Vor der Landtagswahl in NRW hätte die Politik Unterstützung versprochen, so Verdisprecherin Gabriele Schmidt.

Angebot der Arbeitgeber "ist indiskutabel"

Um weiter Druck zu machen auf die Verhandlungen hat die Verdi heute zu einer Demo aller Uniklinik-Beschäftigten aus allen sechs Standorten nach Münster aufgerufen. Etwa 700 kamen und nahmen an dem Protestzug durch die Innenstadt teil. Mit Trillerpfeifen, Transparenten und lautstarker Musik machten die Demonstranten auf ihre Forderungen aufmerksam.

Seit Wochen streiken die Mitarbeiter wie hier in Münster. | Bildquelle: WDR/Marco Poltronieri

Ute Heddendorp aus Münster ist maßlos enttäuscht. "Ich hätte nie gedacht, dass das so lange geht, ich würde gerne wieder zu meinen Patienten. Aber was die Arbeitgeber als Verhandlungslösung anbieten, ist indiskutabel“, bilanziert die Pflegefachkraft. Sie arbeitet an der Uniklinik Münster in der Anästhesie.

Was die Arbeitgeber als Verhandlungslösung anbieten, ist indiskutabel. Ute Heddendorp, Pflegefachkraft

Dort ist auch Susanne Lange beschäftigt, die die Haltung der Arbeitgeber ebenfalls kritisch sieht. „Sie mauern und versuchen gleichzeitig uns zu spalten. Indem sie Beschäftigten des einen Bereichs ein Angebot machen, das aber für die anderen nicht gelten soll. Das geht nicht. Wenn es nach uns ginge, könnten wir sofort mit dem Streik aufhören.“

Verdi hat "massive Forderungen"

Für den Pflege-Direktor der Uniklinik Münster, Thomas van den Hooven, sind die Forderungen der Demonstrierenden im Großen und Ganzen nachvollziehbar. Allerdings nicht alle. „Verdi hat schon massive Forderungen auf den Tisch gelegt. Wir brauchen aber einen Kompromiss, den man auch umsetzen und meistern kann.“

Streik der Uniklinik-Mitarbeiter in Münster | Bildquelle: WDR/Marco Poltronieri

Er selbst hat in den letzten vier Wochen an den Verhandlungen teilgenommen und wird das ab Mittwoch in Köln wieder tun. Einen schnellen Abschluß sieht er aber noch nicht. „Zumindest nicht in dieser Woche.“ Dabei wäre ihm daran gelegen. Denn an der Uniklinik Münster kann infolge des Streiks nur ein Bruchteil dessen operiert werden, was unter normalen Umständen möglich wäre, nur 12 OP-Säle sind in Betrieb. „Das zerrt ganz schön an den Nerven.“

Streikende fordern endlich Angebote

Gestreikt wird an den sechs Unikliniken im Land. Allein in Köln und Bonn streiken nach Gewerkschaftsangaben rund 600 Beschäftigte. Sie hoffen nach wochenlangen Streiks auf Angebote der Arbeitgeber und eine Einigung am Verhandlungstisch.

Die Gewerkschaft ist optimistisch, dass es in den nächsten Verhandlungsrunden greifbare Ergebnisse geben wird.

Über dieses Thema berichten wir auch in der WDR Lokalzeit um 19:30 Uhr im WDR Fernsehen.