Ein Verdmitglied mit Verdi-Streikweste vor einem Amazongebäude (Archivbild)

Nach Verdi-Aufruf: Mitarbeiter bestreiken Amazon in NRW

Stand: 11.04.2022, 15:15 Uhr

Hunderte Mitarbeiter in NRW bestreiken das Online-Unternehmen Amazon. Die Gewerkschaft Verdi hatte dazu an den Standorten Rheinberg und Werne aufgerufen. Streiks gab es auch in Hessen und Sachsen.

Die Streiks bei Amazon begannen am Sonntagabend mit der Nachtschicht, teilte Verdi am Montag mit. Die Streikbeteiligung bisher sei "gut", sagte ein Gewerkschafts-Sprecher am Standort im nordrhein-westfälischen Rheinberg.

Streiks bis Mittwoch und Donnerstag

Demnach beteiligten sich in Rheinberg zwischen 450 und 500 der dortigen 1.800 Amazon-Beschäftigten an dem Ausstand. In Werne, ebenfalls in NRW, legten laut Gewerkschaft zwischen 300 und 350 Beschäftigte von ebenfalls 1.800 Mitarbeitern die Arbeit nieder. In Werne soll bis Mittwoch gestreikt werden, in Rheinberg einen Tag länger.

"Amazon fehlen 700 arbeitende Hände", sagte Verdi-Vertreter Philip Keens der Nachrichtenagentur AFP. Das Interesse an der Arbeit der Gewerkschaft sei "bemerkenswert"; viele Beschäftigte in dem Versandzentrum hätten entschieden, "das erste Mal mitzumachen" bei einem Streik.

Auch Amazon-Beschäftigte in Leipzig legten die Arbeit nieder, die Gewerkschaft rechnete hier mit 400 bis 450 Streikenden. Amazon hat dort rund 1.300 Angestellte, der Ausstand soll am Mittwoch enden. Im hessischen Bad Hersfeld rechnete die Gewerkschaft mit rund 700 Streikenden bei 3.500 Beschäftigten.

Verdi will Tarifvertrag für "gute und gesunde Arbeit"

Verdi fordert bei Amazon die Anerkennung der Tarifverträge des Einzelhandels in Nordrhein-Westfalen. Außerdem will die Gewerkschaft einen Tarifvertrag für "gute und gesunde Arbeit" für die Beschäftigten. "Zeitdruck, Hetze und monotone Tätigkeiten können Beschäftigte krank machen", unterstrich die Verhandlungsführerin für NRW, Silke Zimmer, in einer Mitteilung.

"Um das zu verhindern, ist es notwendig, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die die Gesundheit der Beschäftigten auf Dauer erhalten", so Zimmer weiter. Amazon könne hier mit gutem Beispiel vorangehen. Für ihren Einsatz hätten die Beschäftigten es zudem verdient, dass ihre Arbeit tariflich entlohnt werde.

Amazon erwartet keine Auswirkungen auf Paket-Zustellungen

Amazon reagierte bereits am Sonntagabend auf den Streikaufruf. "Es ist uns als Arbeitgeber wichtig, allen Amazon-Kolleg:innen attraktive Jobs mit guten Perspektiven zu bieten. Wir glauben fest an die Kombination aus fairem Lohn und attraktiven Zusatzleistungen in einer modernen, sicheren Arbeitsumgebung", sagte ein Sprecher.

Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Logistik verdienten bei Amazon mindestens 12 Euro brutto pro Stunde plus Extras. Auswirkungen auf die Zustellung von Paketen erwartet das Unternehmen durch die Streikaktionen nicht.