Fokus auf leeren Einkaufswagen zwischen vollen Supermarktregalen.

Weniger Inhalt, selber Preis: Die Mogelpackung des Jahres wird gewählt

Stand: 06.01.2023, 18:47 Uhr

Weniger Inhalt für denselben oder einen höheren Preis: Verbraucherschützer haben Kandidaten unter Lebensmittelherstellern ausfindig gemacht. Nun können alle online abstimmen und die größte Mogelpackung 2022 küren.

Verbraucherinnen und Verbraucher können ab sofort online die "Mogelpackung des Jahres 2022" wählen. "Bei den fünf Kandidaten handelt es sich um Produkte, die durch reduzierte Füllmengen und zum Teil zusätzliche Preiserhöhungen im letzten Jahr deutlich teurer geworden sind", wie die Verbraucherzentrale Hamburg mitteilte. Die Stimmabgabe ist bis zum 22. Januar hier möglich:

Wer sind die fünf Mogel-Kandidaten?

Kandidat 1: Rama Margarine von Upfield: Gleicher Preis, aber 100 Gramm weniger Margarine im Becher. Das bedeutet einen Preisanstieg von 25 Prozent.

Kandidat 2: Leerdammer Käse von Lactalis: Nur noch 140 statt 160 Gramm Käse in der Packung, dazu teilweise höhere Preise. Im Schnitt eine Preiserhöhung von bis zu 43 Prozent, kritisieren die Verbraucherschützerinnen und -schützer.

Kandidat 3: Pringles von Kellog: 15 Gramm weniger Chips in der Verpackung und dazu mehrere Preissprünge. Auch hier sprechen Verbraucherschützerinnen und -schützer von einer versteckten Preiserhöhung von 25 Prozent.

Kandidat 4: Calgon von Reckitt Benckiser: Laut Verbraucherschutz vertuscht eine dreiste Trickserei bei den Dosierangaben den Preisanstieg von 42 Prozent bei dem Wasserenthärter. Der Hersteller verspreche zwar mehr Waschladungen, hat nach den Angaben zufolge aber die Dosierempfehlungen für den gleichen Härtegrad deutlich erhöht.

Kandidat 5: Gummibären von Haribo: Kleinere Tüte von 175 anstatt 200 Gramm bei gleichem Preis, Verbraucherschützerinnen und -schützer kritisieren die versteckte Preiserhöhung von 14 Prozent. Allerdings habe Haribo auf seiner Webseite über die kleinere Packungsgröße informiert und sei damit etwas transparenter als andere Hersteller.

Was sagen die Hersteller?

Sie verweisen oft auf die eigenen stark gestiegenen Kosten - auch in der Lieferkette - und auf die Inflation. Teilweise weisen sie die Vorwürfe auch zurück. Der Hersteller des Wasserenthärters Calgon nennt zum Beispiel eine EU-Richtlinie, die er verpflichtend umsetzen müsse.

Was können Verbraucherzentralen gegen Mogelpackungen machen?

Im Moment können sie in Deutschland diese Mogelpackungen nur öffentlich machen und beim Image der Unternehmen ansetzen. Welcher Hersteller sieht sich schon gern unter diesen Top 5 der Mogel-Kandidaten der Verbraucherzentrale Hamburg?

Rechtlich ist es bisher eher schwierig gegen die Weniger-drin-Masche vorzugehen. Verbraucherschützerinnen und -schützer fordern deswegen konkrete rechtliche Vorgaben von der Politik. Sie nennen Brasilien als gutes Beispiel. In dem südamerikanischen Land müssen Hersteller gut lesbar auf der Vorderseite der Verpackung den alten und den neuen Inhalt drucken, und zwar mindestens ein halbes Jahr lang. Dazu müssen sie auch angeben, um wie viel der Inhalt geschrumpft ist.