Extremes Wetter in Italien und Schweiz | Kurzvideo 00:28 Min. Verfügbar bis 18.04.2027

Nach dem Extremwetter: Tote in Norditalien und Frankreich

Stand: 19.04.2025, 20:30 Uhr

Überschwemmungen, Erdrutsche, Schneeberge: Nach extremen Regenfällen kamen in Norditalien drei Menschen ums Leben. In Frankreich starb ein Brite durch eine Lawine. Viele Straßen und Tunnel bleiben gesperrt. Das Auswärtige Amt warnt vor Niederschlägen bis Ostermontag.

Auch wenn die italienische Umweltbehörde vorerst Entwarnung gibt: Das Auswärtige Amt hat dennoch eine Warnung vor Reisen in die französischen und Schweizer Alpen sowie für die nordwest-italienischen Regionen Piemont und Aostatal bis Ostermontag ausgesprochen. Für die nördlichsten Regionen Lombardei und Südtirol gilt keine Warnstufe mehr.

"Die größten Niederschlagsmengen sind überstanden. Örtlich sind dabei fast 600 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von knapp vier Tagen gefallen - mit einem Schwerpunkt westlich des Lago Maggiore. Dazu kamen schwere Schneefälle in den Höhenlagen, bei denen teilweise mehr als anderthalb Meter Neuschnee gefallen sind", sagt WDR-Meteorologe Jürgen Vogt.

WDR-Meteorologe Jürgen Vogt | Bildquelle: Annika Fußwinkel

Über das Wochenende entspannt sich die Lage: "In den kommenden Tagen werden jetzt nach einer vorübergehend trockenen Phase noch einmal Mengen von bis zu 80 Litern pro Quadratmeter erwartet. Das ist aber im Vergleich zu den bisherigen Mengen überschaubar."

Extremwetterlage in Italien, Frankreich und der Schweiz

Doch die Folgen der Niederschläge müssen erst einmal bewältigt werden. Sie wirkten sich erheblich auf den Verkehr aus. Lastwagen durften den Mont-Blanc-Tunnel zwischen Frankreich und Italien nicht benutzen, was zu kilometerlangen Staus vor den Einfahrten führte. Wie auch vor dem Fréjus-Tunnel, wo Lkws auf Parkplätzen vor den Einfahrten halten mussten.

Der Simplon-Pass und der Grosse-St.-Bernhard-Pass, die das Wallis mit dem italienischen Aostatal verbinden, wurden wegen der starken Schneefälle am Mittwochabend aus Sicherheitsgründen gesperrt. Auch am Samstagmittag bleibt der Grosse-St.-Bernhard-Tunnel gesperrt, vor dem Simplon-Tunnel und dem Lötschberg kommt es zu erheblichen Verspätungen.

Zermatt von der Außenwelt abgeschnitten

Im Schweizer Kanton Wallis leiden die Menschen unter den Folgen der Schnee- und Wassermassen, Erdrutsche und umgestürzten Bäume: Zahlreiche Straßen und Bahnstrecken sind gesperrt. Auch wenn Schneefälle im April in den Alpen nicht ungewöhnlich sind, waren die Einwohner von örtlich mehr als 1,5 Metern Neuschnee überrascht worden. Es herrscht weiterhin Lawinen-Gefahr.

Mehrere Kommunen waren zeitweise ohne Strom, etwa der Skiort Zermatt. Das Mobilfunknetz fiel aus. Der Kanton riet Osterurlaubern, die Anreise zu verschieben. Sicherungsarbeiten sind in vollem Gange. Seit Samstagnachmittag ist Zermatt mit den ersten Zügen im Stundentakt von Visp aus wieder erreichbar. Es kommt aber zu längeren Wartezeiten und Verspätungen. Am Sonntag sollen weitere Bahnstrecken wieder freigegeben werden.

In der Kantonshauptstadt Sitten waren wegen der Regen- und Schneefälle viele Straßen und Bahnstrecken gesperrt. Die 36.000 Einwohner sollten vorsorglich zu Hause zu bleiben.

Vater und Sohn mitgerissen

Fernsehbilder aus Norditalien zeigen, wie Massen an schlammigem Wasser mit hoher Geschwindigkeit schäumend durch ein Flussbett jagen. Das Wasser flutet dabei ganze Straßenzüge oder rast bedrohlich hoch an Hausfassaden vorbei.

Drei Männer haben das Unwetter in Italien nicht überlebt. Zwei von ihnen waren mit dem Auto in der Nähe von Vicenza unterwegs, um als Freiwillige bei den Unwettern zu helfen, als sie auf einer halb eingestürzten Brücke durch ein Loch ins Wasser fielen. Vater und Sohn wurden von den Wassermassen mitgerissen. Schon zuvor war ein Mann im Piemont tot aufgefunden worden. Offenbar hatte es der 92-Jährige nicht mehr rechtzeitig aus dem Haus geschafft, als ein Bach in der Nähe über die Ufer getreten war. Für Teile des Piemont und den schweizerischen Kanton Wallis gelten noch Warnungen.

Lawinenabgänge und meterhoher Schnee

Ein 27-jähriger Brite wurde in der französischen Region Savoyen am Steuer seines Autos von einer Lawine erfasst. Das Unglück ereignete sich im Skigebiet Val Thorens, das Auto des Briten wurde 15 Meter lang mitgerissen. In einem Krankenhaus in Grenoble erlag er wenig später seinen Verletzungen. Auch im nahe gelegenen Les Menuires gingen zwei weitere Lawinen nieder. Bei dem für die Jahreszeit ungewöhnlichen Wintereinbruch fiel in höheren Lagen mehr als ein Meter Schnee. Der Mont-Blanc-Tunnel war gesperrt, in Frankreich fiel zeitweise in mehr als 5.000 Haushalten der Strom aus. 

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Häuser evakuiert und Straßen gesperrt

Knapp unter 600 Liter pro Quadratmeter Regen kamen in den vergangenen Tagen allein im Norden Italiens vom Himmel. Der italienische Wetterdienst meldete heftigen Regen, der oberhalb von 1.800 Metern in Schnee überging. Der Wind erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 110 Stundenkilometern. Die Autobahn zwischen Turin und Aosta stand teilweise unter Wasser und wurde gesperrt. Viele Straßen bleiben damit zum Osterwochenende vorerst gesperrt - wegen Hochwasser, Erdrutschen, Lawinen oder Schnee.

Ein umgestürzter Baum in Mailand | Bildquelle: dpa/Claudio Furlan

In Mailand wurden Parks wegen umstürzender Bäume und herabfallender Äste geschlossen. Im Aostatal mussten Häuser und Ställe evakuiert werden, weil Flüsse über die Ufer zu treten drohten.

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