Blick hinter die Kamera: Wie Reporter über den Ukraine-Krieg berichten

Stand: 23.04.2022, 06:00 Uhr

Arbeiten im Krieg - eine Ausnahmesituation. ARD-Korrespondent Oliver Mayer und Kameramann Amr Hedia zeigen, was Berichterstattung aus der Ukraine bedeutet.

Die Arbeitstage sind dicht bepackt und lang. Hinzu kommt der Gedanke an die Sicherheitslage. "Momentan ist es so, dass wirklich kein Ort in der Ukraine hundertprozentig sicher ist. Auch hier in Dnipro ist es so, dass es Raketeneinschläge gegeben hat", sagt ARD-Korrespondent Oliver Mayer. Die Sirenen würden ständig heulen, um vor Luftangriffen zu warnen. "Man muss jederzeit damit rechnen, dass etwas passiert."

Aber man könne die Gefahr zumindest eindämmen, sagt der Reporter. Indem man nicht unmittelbar von der Front berichtet. Es gäbe für sie eine Faustregel, sich mindestens 30 Kilometer entfernt aufzuhalten.

Team-Arbeit und lokale Hilfe

Die Arbeit als Korrespondent geht nur im Team, Mayer arbeitet mit seinem Kameramann und dem Kollegen, der für den Ton zuständig ist, zusammen. Mit der ARD-Hörfunk-Kollegin Silke Dietrich ist er im ständigen Austausch.

Zwei Frauen mit großen Taschen gehen vor zerstörten Gebäuden.

Seit Ende Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Auf der Flucht vor den Bomben konnten viele Menschen nur sehr wenig mitnehmen.

Unterstützt wird er auch von einer ukrainischen Muttersprachlerin, Katja. Sie übersetzt Interviews, fühlt bei Protagonisten vor. "Ohne lokale Producer wären wir aufgeschmissen", sagt Mayer. Katja dolmetscht nicht nur für ihn, sie kennt sich auch in Dnipro und der Umgebung aus. Die Ukrainerin stammt von hier.

Kameramann filmt Flucht und Tod

Auch der Kameramann Amr Hedia war wochenlang für die ARD in der Ukraine unterwegs. Er hat die Toten in den Straßen von Butscha gefilmt.

Die Kamera ist wie ein Betäubungsmittel. Kameramann Amr Hedia

Er schaltet seine Gefühle ab, während er mit der Kamera unterwegs ist, sagt er. "Sonst ist es für mich psychisch unerträglich." Die Kamera, sagt Hedia, "ist wie ein Betäubungsmittel."

Mit der Kamera filmt er die Details. Besonders auffällig sei für ihn, was der Krieg mit den Kindern macht. Er sieht es in den Gesichtern, in den Augen, an den Händen. Die Kinder zu beobachten, zeigt für den Kameramann das ganze Ausmaß des Krieges. "Das war für mich am schlimmsten."

Und trotzdem würde Amr Hedia wieder in die Ukraine fahren - um den Menschen zu zeigen, was dort passiert.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 23.04.2022 auch im Fernsehen: WDR Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.

Weitere Themen