Nach der extremen Preissteigerung bei Treibstoff und Dünger jetzt auch noch die wochenlange Trockenheit: Was kommt auf Landwirte und Verbraucher zu? Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, hat am Dienstag im WDR dazu Fragen beantwortet. Eine Übersicht.
Welche Nutzpflanzen sind besonders betroffen?
Der fehlende Regen habe zur Folge, dass die oberste Bodenschicht - etwa die ersten zehn Zentimeter - ausgetrocknet sei, sagte Rukwied. "Darunter leiden Wintergetreide, Raps und auch die Frühjahrskulturen, die ausgesät worden sind, wie zum Beispiel Sommergerste oder Zuckerrüben. Kartoffeln kommen nicht so richtig in die Gänge."
Warum wird nicht einfach bewässert?
Um bewässern zu können, brauche es Bewässerungseinrichtungen. Derzeit können nach Angaben von Rukwied nur rund 2,7 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewässert werden. "Für 97 Prozent geht das gar nicht. Zudem ist Bewässerung sehr, sehr teuer, das rechnet sich nur bei Kulturen, die eine hohe Marktleistung haben wie beispielsweise Gemüse."
Was kann man tun?
"Auf Regen hoffen", sagte Rukwied. "Da können wir gar nichts anderes machen als Landwirte." Dank der ausreichenden Niederschläge im Winter gebe es derzeit in tieferen Bodenschichten noch Wasserreserven. "Wir brauchen jetzt den Wasseranschluss vom oberen Boden in den tieferen Boden."
Zukünftig wird es wohl vermehrt Dürreperioden geben. Was steht langfristig an?
"Eine Möglichkeit ist die Bewässerung, da werden wir zukünftig investieren müssen", sagte Rukwied. "Aber um das realistisch einzuschätzen: Wenn wir die heutige Bewässerungsfläche verdoppeln können, dann sind wir ökonomisch an den Grenzen."
Wichtig seien deshalb als Ergänzung moderne Züchtungsverfahren. Es gehe darum, dass die Landwirte schnell trockenheitsresistentere Pflanzen erhalten. Auch die Bodenbearbeitung müsse auf wasserschonende Verfahren umgestellt werden.
Werden Nahrungsmittel bald knapp?
Nein, so die Einschätzung von Rukwied. Die Lebensmittelversorgung in Deutschland sei gesichert. "Sie ist auch gesichert, wenn der Ukrainekrieg Auswirkungen auf die globalen Märkte hat, bis ins Frühjahr des nächsten Jahres." Es könne allerdings bei einzelnen Kulturen bei fehlendem Regen zu geringeren Ernten kommen.
Was fordern die Landwirte von der Politik?
Es ist aus Sicht von Rukwied wichtig, dass moderne Pflanzenzüchtungsverfahren ermöglicht werden - wie etwa die molekularbiologische CRISPR/Cas-Methode, um DNA gezielt zu schneiden und zu verändern. "Das geht im Moment in Deutschland nicht." Darüber hinaus sei es sinnvoll, Anschubfinanzierung für Beregnungs- und Bewässerungseinrichtungen zu gewähren.