Krankenhäuser sehen sich für Omikron-Welle gerüstet

Stand: 21.01.2022, 20:26 Uhr

Obwohl sich die Omikron-Variante zurzeit rasend schnell ausbreitet, äußerte sich der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, am Freitag verhalten optimistisch.

Vielleicht komme es gar nicht zu der befürchteten Überlastung der Krankenhäuser in Deutschland, sagte Gaß im Interview mit WDR aktuell am Freitag (21.01.2022).

"Wir sind ursprünglich in Sorge gewesen, dass sich die Infektionen innerhalb von zwei bis drei Tagen verdoppeln. Das sehen wir nicht in Deutschland. Anders als in anderen Ländern", sagte Gaß zur Begründung.

Patientenzahl aktuell überschaubar

Tatsächlich ist die Lage in NRW aktuell relativ entspannt. In den Krankenhäusern lagen am Freitag (21.01.2022) insgesamt 2.391 Covid-Patienten. 389 davon wurden auf Intensivstationen behandelt, die Mehrzahl war auf normalen Isolierstationen untergebracht.

Zum Vergleich: Am 30.12.2020 - das war bisher der Tag mit den meisten Covid-Patienten in NRW-Krankenhäusern - waren es 6.013. Daher: Die Lage sei momentan überschaubar, meinte auch Hilmar Riemenschneider von der NRW-Krankenhaus-Gesellschaft.

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Entspannung oder Vorsicht?

Ist also tatsächlich Entspannung angebracht? Im Nachbarland Frankreich, wo die Inzidenz gerade bei 3.503 liegt, setzt man auf Lockerungen: Keine Maskenpflicht mehr, Nachtclubs dürfen wieder öffnen, auch in Schulen sind Lockerungen geplant. Ebenso in Großbritannien: Dort will man sich von Masken und Homeoffice verabschieden. Inzidenz derzeit: 1.534.

Unter Wissenschaftlern und Medizinern in Deutschland überwiegt dagegen die Skepsis angesichts der atemberaubend hochansteckenden Omikron-Variante. Alex Friedrich, ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Münster, warnte am Freitag in der Aktuellen Stunde im WDR: "Das Virus im freien Lauf von der Kette zu lassen, würde bedeuten, dass sich Hunderttausende infizieren in kurzer Zeit, dass Tausende erkranken, dass es zu einem Kollaps des Gesundheitssystems kommen würde."

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen

Krankenhäuser wie das Franziskus-Hospital in Münster haben ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Alle Besucher, auch die Geboosterten müssen einen tagesaktuellen Negativ-Test vorlegen und während des Aufenthaltes im Krankenhaus ununterbrochen eine FFP2-Maske tragen. "Wir müssen verhindern, dass die hochinfektiöse Omikron-Variante von außen ins Krankenhaus getragen wird", sagt Krankenhaus-Sprecherin Marlene Lepper.

Sie hat weniger die Sorge, dass das Krankenhaus durch steigende Patientenzahlen überlastet werden könnte. "Es geht ums Krankenhaus-Personal. Wenn sich Mitarbeiter infizieren, fallen die aus, und das kann dazu führen, dass die Patientenversorgung nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet ist."

Sorge vor Personalengpässen auch an der Uniklinik Essen

Diese Gefahr sieht man auch in der Uniklinik Essen. "Aktuell sind rund 60 Mitarbeiter wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne", berichtet Klinik-Sprecher Burkhard Büscher. Er hält Infektionen unter Mitarbeitern für die eigentliche Gefahr in dieser Phase der Pandemie. "Sollte es infolge der Omikron-Welle wieder mehr Covid-Patienten geben, wird sich die Klinik darauf einstellen. Das ist uns in den vergangenen zwei Jahren Pandemie ja auch gelungen", meinte Büscher.

Der Virologe und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, hat noch eine andere Sorge: Bei den Älteren, sagt er, sei die Omikronwelle noch gar nicht angekommen. Welche Folgen eine mögliche Inzidenz von 500 bei den über 60-Jährigen haben könnte, sei nicht abzusehen. "Davor hat jeder Respekt, deshalb wird es hier noch nicht zu Lockerungen kommen", ist er sich sicher.