Julian kann es kaum erwarten: Er darf endlich wieder zurück in die Kita. Elf Wochen hat er seine Freunde in der Kita Windvogel in Remscheid nicht gesehen, seine Erzieher, seinen Gruppenraum - dabei ist er Vorschulkind und kommt nach den Sommerferien in die Schule.
Gerade in jüngster Zeit war es zuhause doch eher langweilig. ''Ihm fehlen seine Freunde", sagt seine Mutter Ariane Timmerbeil.
Kein richtiger Abschied möglich
Was ihm auch noch fehlt: ein richtiger Abschied als Kita-Maxi. Eigentlich hätte er viele Sachen gemacht, die nur "die Großen" machen dürfen.
Besuche bei der Feuerwehr, bei der Polizei, Schnupperstunden in den Grundschulen - all das ist wegen Corona ausgefallen. "Das ist schon ganz schön blöd, dass die Kinder das alles nicht mehr machen durften."
Viel zu wenig Kontakt
Auch die sechsjährige Paulin geht morgen wieder in ihre Einrichtung, einer anderen Elterninitiative in Remscheid. ''Ist Corona denn schon vorbei?", wollte sie von ihrer Mama Alice Baron-Neldner wissen. Ist es nicht.
Die Kleine tut sich schwer. Kontakt zur Kita habe es keinen gegeben, erzählt ihre Mutter. Dabei habe ihre Tochter Bilder gemalt und in den Briefkasten der Kita geworfen. ''Aber da kam in der ganzen Zeit gar nichts."
Außerdem: ''Da ist auch ganz viel Förderung auf der Strecke geblieben. Viele Kinder hier hätten viel mehr Unterstützung als Vorbereitung für die Schule gebraucht", sagt Alice Baron-Neldner. Ihr Kind sei zwar fit.
Der "Vorschulordner" ihrer Tochter enthalte aber gerade mal sechs Blätter. Zu wenig, findet sie.
Alice Baron-Neldner rechnet damit, dass es am Donnerstag (28.05.2020) eher Tränen gibt, wenn sie ihre Tochter in der Kita abgeben muss. "Sie hat sich jetzt einigermaßen gut an die Situation zuhause gewöhnt, durfte eine Freundin treffen. Aber sie klammert jetzt gerade sehr."
Wenigstens schon einen Tornister gekauft
Julians Mutter Ariane freut sich trotzdem darüber, dass zumindest kurz wieder ein "bisschen Alltag" vor den Sommerferien einkehren kann. ''Es haben sich in den Jahren über die Kinder Freundschaften auch mit anderen Müttern entwickelt, das hat mir schon gefehlt."
Julian ist ihr jüngster Sohn. Wenn er jetzt aus der Kita entlassen wird, ist die Kita-Zeit bei Familie Timmerbeil vorbei. Wegen der Corona-Pandemie sei der Abschied jetzt irgendwie zu schnell gekommen.
Und so richtig auf die Grundschulzeit einstimmen konnten sie sich auch nicht. Aber: "Wir haben wenigstens zusammen den Schultornister gekauft und daraus ein kleines Event gemacht."
