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40 Tage in der Wohnung, am Stück. Mit Kindern. Das ist die längste Quarantäne, an die Kinderärztin Christiane Thiele sich bei ihren kleinen Patienten erinnert. "Die Familie war nicht mehr nur genervt, die waren wirklich verzweifelt."
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So eine lange Quarantäne ist zwar außergewöhnlich, aber es gibt nicht wenige Familien in NRW, die von drei oder vier Mal Quarantäne im vergangenen Winter berichten können, weil immer wieder andere Kinder in Schule oder Kita positiv getestet wurden.
Eltern fürchten Quarantäne für ihre Kinder
Wenn Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) Inzidenzen von 850 im September prognostiziert, wird das für geimpfte Erwachsene wahrscheinlich keine großen Einschränkungen mit sich bringen. Außer, man hat Kinder - viele Eltern haben jetzt schon Angst vor dem hohen Quarantänerisiko. Denn Kinder sollen in Schulen und auch in manchen Kitas weiter engmaschig getestet werden.
Damit das nicht zu einer Quarantänewelle für Familien führt, fordert NRWs Familienminister Joachim Stamp (FDP) das Robert-Koch-Institut (RKI) auf, dass nur noch Infizierte in Quarantäne geschickt werden sollen.
Bisher werden Infizierte in eine behördliche angeordnete Quarantäne, eine sogenannte Isolation geschickt. Und die wird erst nach bestimmten Kriterien wieder aufgehoben.
Keine Lust auf nervenaufreibende Quarantäne
Kinderärztin Christiane Thiele ist die Landesverbandsvorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Sie pflichtet Stamp bei: "Wenn wir einerseits sagen, dass Kinder und Jugendliche durch die Erkrankung nicht so gefährdet sind, dann können wir nicht, wenn ein Kind erkrankt ist, eine ganze Schulklasse oder eine ganze Kindergartengruppe deswegen in Quarantäne schicken."
Yvonne Reuter aus Tönisforst war mit ihren Kindern bisher zwar "nur" ein mal in Quarantäne, aber sie hat überhaupt keine Lust auf eine weitere. "Mit zwei kleinen Kindern sind zwei Wochen sehr nervenaufreibend, ich glaube, das können Leute ohne Kinder nicht verstehen. Zusätzlich habe ich mich als Selbstständige gefragt, wie das Geld reinkommen soll."
Sorge um körperliche und seelische Gesundheit der Kinder
Sie macht sich auch Sorgen um die psychische und körperliche Gesundheit der Kinder. "Bei einer Quarantäne passiert so viel hinter geschlossenen Türen. In unserem Kindergarten gab es Kinder, die danach aggressiv geworden sind oder die nicht mehr aus dem Kindergarten weg wollten."
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Kinder und Jugendliche werden politisch oft übersehen
Eine britische Studie mit knapp 200 Schulen hat ausprobiert, was passiert, wenn Kinder nach Kontakt mit Infizierten täglich getestet wurden, statt pauschal in Quarantäne geschickt zu werden. Laut der Studie war es im Vergleich zu einer zehntägigen Quarantäne für alle ähnlich effektiv nur die positiv Getesteten zu isolieren, um neue Fälle zu verhindern.
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Kinderärztin Christiane Thiele meint: "Unsere Kinder und Jugendlichen, die haben ja ein Recht auf Bildung. Die schreien nur nicht laut, und deswegen werden sie häufig politisch übersehen."