Spahn über Impf-Reihenfolge: "Eine Frage der Solidarität"

Stand: 18.12.2020, 22:03 Uhr

Jens Spahn hat in Berlin die Reihenfolge der Impfungen erklärt. Da anfangs nicht genügend Impfstoff für alle da ist, sprach der Gesundheitsminister von einer "Frage der Solidarität".

Gesundheitsminister Jens Spahn hat am Freitag die Impfverordnung unterschrieben, die die Reihenfolge bei der Verteilung des Corona-Impfstoffs festlegt. Spahn bedauerte bei der Pressekonferenz in Berlin am Vormittag, dass es anfangs nicht genügend Impfstoff für alle geben kann, was zu einer Priorisierung führe. "Wir müssen privilegisieren, es ist eine Frage der Solidarität", erklärte Spahn: "Stand heute gehen wir von 11 bis 13 Millionen Impfdosen im ersten Quartal 2021 aus."

"Geimpfte sollen bitte nicht nach Lockerungen fragen"

"Wir werden zuerst denjenigen einen Schutz anbieten, die ihn auch besonders benötigen. Wir müssen die besonders Verwundbaren schützen", so der Minister weiter. Spahn forderte aber auch von den bereits Geimpften, "dass die dann nicht gleich nach Lockerungen fragen". Natürlich sollte es keine Partys geben, "wo es heißt, dann lade ich eben nur Geimpfte ein", wie es der Minister formulierte: "Es kann nicht die erste Frage sein, "was darf ich jetzt alles wieder?"

"Zug-um-Zug-Impfung"

Die Übergänge von einer impfberechtigten Gruppe zur nächsten werden fließend sein, sagte Spahn. Er sprach von einer "Zug-um-Zug-Impfung" und appellierte an die Bevölkerung, zu warten, bis die Behörden sich melden. So soll verhindert werden, dass es lange Warteschlangen vor den Impfzentren gibt.

Begonnen werde Spahn zufolge voraussichtlich ab 27. Dezember mit den Pflegeeinrichtungen und den über 80-Jährigen. Jeder zweite Todesfall an oder mit Corona betreffe über 80-Jährige. "Die Schwächsten zu schützen, ist das erste Ziel unserer Impfkampagne", sagt Spahn. Dies werde ein bis zwei Monate dauern. Erst danach könne das Angebot verbreitert werden.

Die Kommunen müssen die Richtung vorgeben

Spahn warb für die Impfung: "Das Impfen ist der Weg raus aus dieser Pandemie". Ein Problem bleibt aber: Die erste Fuhre Impfstoff reicht nicht für alle Menschen mit höchster Impfpriorität. Deshalb müssen Kommunen entscheiden, in welchen Alten- und Pflegeeinrichtungen es besonders gefährdeten Bewohner gibt. Sie werden dann als Erstes geimpft.

Tausende Freiwillige für Impfung

Für die Massenimpfungen werden 53 Impfzentren in ganz NRW bereitstehen. Bislang haben sich fast 14.000 Freiwillige gemeldet, die beim Impfen helfen wollen.

Zulassung für Impfstoff wohl nächste Woche

Noch ist in Deutschland kein Impfstoff zugelassen. Für die kommende Woche wird aber damit gerechnet. Voraussichtlich am Montag will die europäische Arzneimittelbehörde EMA ihre Entscheidung über die Zulassung des Impfstoffs von Biontech und Pfizer treffen. Da mit einem positiven Entscheid gerechnet wird, laufen bereits jetzt die Vorbereitungen.

Laut Laschet ist noch unklar, wie viele Impfdosen es dann zum Start in NRW geben wird. Dass nicht direkt nach der Zulassung gestartet wird, sondern erst ein paar Tage später, habe logistische Gründe. Denn zunächst müsste der Impfstoff aus einem Zentrallager in Belgien europaweit verteilt werden. Auch die Lieferung in die NRW-Kommunen müsse organisiert werden.

Das ist der Impfplan

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die "Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2" auf den Weg gebracht. Darin wird festgelegt, wer zuerst geimpft wird und wer noch warten muss. Diese Reihenfolge gilt auch für die zweite Impfdosis, ohne die die Impfung wirkungslos wäre.

Wer kann wann geimpft werden? Das steht in der Verordnung:
KategorieWer gehört dazu?
Schutzimpfungen mit höchster Priorität1.      Menschen, die das 80. Lebensjahr vollendet haben

2.      Menschen, die in stationären Einrichtungen zur Behandlung, Betreuung oder Pflege älterer oder pflegebedürftiger Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder tätig sind

3.      Menschen, die im Rahmen ambulanter Pflegedienste regelmäßig ältere oder pflegebedürftige Menschen behandeln, betreuen oder pflegen

4.      Menschen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit sehr hohem Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus tätig sind, insbesondere auf Intensivstationen, in Notaufnahmen, Rettungsdiensten, bei der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, in Corona-Impfzentren sowie in Bereichen, in denen infektionsrelevante aerosolgenerierende Tätigkeiten durchgeführt werden
5.      Menschen, die in medizinischen Einrichtungen regelmäßig Personen behandeln, betreuen oder pflegen, bei denen ein sehr hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus besteht, insbesondere in der Hämato-Onkologie oder Transplantationsmedizin
Schutzimpfungen mit hoher Priorität1.      Menschen, die das 70. Lebensjahr vollendet haben

2.      Menschen, bei denen ein sehr hohes oder hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 besteht:

a)      Menschen mit Trisomie 21

b)      Menschen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung

c)      Menschen nach Organtransplantation

3.      eine enge Kontaktperson

a)      von pflegebedürftigen Personen nach § 2 Nummer 1 und nach Nummer 1 und 2, die von dieser Person oder von ihrem gesetzlichen Vertreter bestimmt werden,

b)      von schwangeren Personen, die von dieser Person oder von ihrem gesetzlichen Vertreter bestimmt werden

4.     Menschen, die in stationären Einrichtungen zur Behandlung, Betreuung oder Pflege geistig behinderter Menschen arbeiten oder sie ambulant betreuen

5.     Menschen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit hohem oder erhöhtem Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus SARS-CoV-2 tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem unmittelbaren Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in SARS-CoV-2-Testzentren

6.      Polizei- und Ordnungskräfte, die in Ausübung ihrer Tätigkeit zur Sicherstellung öffentlicher Ordnung einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, besonders bei Demonstrationen

7. Menschen, die im öffentlichen Gesundheitsdienst oder in besonders relevanter Position zur Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur tätig sind
Schutzimpfung mit erhöhter Priorität1.      Menschen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben

2.      Menschen, bei denen ein erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 besteht:

a)      Menschen mit Adipositas (BMI >30)

b)      Menschen mit chronischer Nierenerkrankung

c)      Menschen mit chronischer Lebererkrankung

d)      Menschen mit Immundefizienz oder HIV-Infektion

e)      Menschen mit Diabetes mellitus

f)       Menschen mit einer Herzinsuffizienz, Arrhythmie/Vorhofflimmern oder koronare Herzkrankheit oder arterieller Hypertension

g)      Menschen mit zerebrovaskulären Erkrankungen /Apoplex

h)      Menschen mit Autoimmunerkrankungen

i)        Menschen mit  Krebserkrankungen

j)        Menschen mit Autoimmunerkrankungen

k)       Menschen mit COPD oder Asthma bronchiale

l)        Menschen mit rheumatischen Erkrankungen

3.      Menschen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit niedrigem Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus tätig sind, insbesonderen in Laboren und Personal, welches keine PatientInnen mit Verdacht auf Infektionskrankheiten betreut

4.      Menschen, die in besonders relevanter Position in staatlichen Einrichtungen tätig sind, insbesondere in den Regierungen und Verwaltungen, bei den Streitkräften, bei Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz, in den Parlamenten und in der Justiz

5.      Menschen, die in besonders relevanter Position in weiteren Einrichtungen und Unternehmen der Kritischen Infrastruktur tätig sind, insbesondere im Apothekenwesen, in der Pharmawirtschaft, in der Wasser- und Energieversorgung, Ernährungs- und Abfallwirtschaft, im Transport- und Verkehrswesen sowie in der Informationstechnik und im Telekommunikationswesen

6.      Menschen, die als Erzieher oder Lehrer tätig sind

7.      Menschen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen

8.      Menschen, die im Einzelhandel tätig sind

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