Frau im Home-Office

Höhere Energiekosten durch Homeoffice-Pflicht?

Stand: 25.08.2022, 16:45 Uhr

Wenn es nach Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geht, sollen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab Oktober wieder ein Recht auf Homeoffice haben. Aber ist das bei den hohen Heizkosten überhaupt attraktiv?

Von Markus Meyer-Gehlen

Der Herbst naht, Fachleute warnen schon seit Monaten: Die Corona-Zahlen werden wieder steigen. Die Bundesministerien stellen deshalb der Reihe nach ihre Ideen vor, wie die Pandemie in Schach gehalten werden soll. Klar ist schon: Es gibt eine FFP2-Maskenpflicht in Fernzügen und Flugzeugen, auch in Krankenhäuser und Pflegeheimen gibt es strengere Vorschriften.

Homeoffice-Pflicht ist eigentlich Homeoffice-Recht

Die nächste Idee kommt jetzt aus dem Arbeitsministerium: Ab Oktober soll wieder die "Homeoffice-Pflicht" gelten. Die ist schon aus dem vergangenen Winter bekannt. Sie besagt: Arbeitgeber müssen ihren Beschäftigten die Möglichkeit zum Homeoffice anbieten. Annehmen muss man das Angebot aber nicht, eine "Pflicht zum Homeoffice" ist die "Homeoffice-Pflicht" streng genommen also gar nicht.

Ausnahmen gibt es natürlich für Tätigkeiten, die man nicht zuhause erledigen kann: Handwerkliches etwa, oder Pfortendienste. Alle anderen dürfen sich - wenn die Regel tatsächlich kommt - die Frage stellen: Möchte ich ins Büro? Oder doch lieber zuhause bleiben? Die hohen Energiekosten dürften bei der Überlegung durchaus eine Rolle spielen.

Höhere Kosten durch Strom- und Gasverbrauch

Schon vor zwei Jahren hatte das Vergleichsportal Verivox berechnet, dass man den Unterschied schon an den Heizkosten ablesen kann. Verivox rechnet damit, dass der Jahresverbrauch um vier Prozent steigt, wenn man den Winter komplett im Homeoffice verbringt. Das wären mit einer Gasheizung und einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh immerhin 270 Euro - wenn man davon ausgeht, dass der aktuelle Gaspreis von 34 ct/kWh den Winter über konstant gilt.

Auch die Stromkosten können - grob überschlagen - mit rund zehn Euro pro Monat zusätzlich zu Buche schlagen. Die Werte können aber, je nach eingestellter Temperatur, Zimmergröße, verwendeter Elektrogeräte, erheblich schwanken. Außerdem muss man berücksichtigen: Wer zuhause arbeitet, spart sich den Arbeitsweg und kann steuerlich die sogenannte Homeoffice-Pauschale geltend machen. Es ist also durchaus möglich, dass sich das Homeoffice unterm Strich finanziell trotzdem lohnt.

Homeoffice ist bei Arbeitnehmern beliebt

Die Arbeit im Homeoffice ist verbreitet wie nie zuvor - selbstverständlich aufgrund der Corona-Pandemie. Vorher arbeiteten laut Institut der Deutschen Wirtschaft nur 13 Prozent der abhhängig Beschäftigten zuhause - in den letzten zwei Jahren war es zeitweise ein Vielfaches davon. Unabhängig von den Energiekosten sind die meisten damit auch ganz zufrieden. Das Home Office ist beliebt bei rund drei Viertel aller Betroffenen.

Viele können sich sogar vorstellen, auch dauerhaft im Homeoffice zu bleiben. Schaut man sich die Zahlen genauer an, merkt man aber: Die Zufriedenheit ist nicht gleich verteilt. Eltern und speziell Frauen sind insgesamt weniger glücklich mit der Situation. Studien zeigen, dass Frauen im Homeoffice auch deutlich mehr Betreuungsarbeit leisten. Bei Männern ist der Effekt so nicht zu beobachten.

Zuhause auf die Gesundheit achten

Außerdem kann Homeoffice auch belastend sein. Viele können im Homeoffice nicht gut abschalten - die arbeitnehmernahe Hans-Böckler-Stiftung fordert deshalb, dass es auch zuhause fest definierte Arbeitszeiten gibt. Und: Wer sich seinen Heimarbeitsplatz einrichtet, sollte darauf achten, genug Licht zu haben und aufrecht zu sitzen.

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