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Zu Beginn der Corona-Krise hatten Experten einen Anstieg der häuslichen Gewalt und des Missbrauchs in den eigenen vier Wänden befürchtet. Beim deutschlandweiten Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" hat die Nachfrage nach Beratung zu häuslicher Gewalt tatsächlich zugenommen.
Vergangene Woche habe man eine Steigerung von 17,5 Prozent im Vergleich zu zwei Wochen zuvor verzeichnet, sagte eine Sprecherin von Familienministerin Franziska Giffey (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Bis dahin sei die Entwicklung der Beratungskontakte vergleichbar zum Vorjahr 2019 verlaufen - also ohne Auffälligkeiten. Ein Trend sei damit feststellbar.
Soziale Kontrolle in Schulen und durch Freunde entfällt
Giffey hatte Anfang der Woche die gestiegene Nachfrage in Zusammenhang mit der Corona-Krise gestellt, Familien stünden auf engem Raum unter besonderem Stress. Experten hatten gewarnt, weil die Familien dauerhaft in der Wohnung bleiben müssten und soziale Kontrolle durch Schulen, Kitas sowie Freunde und Bekannte entfalle.
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Bis es dazu belastbare Daten etwa in den Kriminalstatistiken gibt, dauert es. "Wir haben bislang keine besorgniserregenden Steigerungen festgestellt und kein erhöhtes Fallaufkommen", sagte ein Sprecher der Polizei in München. "Das ist die erste Trend-Beobachtung." Allerdings würden Fälle oft erst im Nachhinein oder verspätet angezeigt.
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Häusliche Gewalt findet sich in allen sozialen Schichten
Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen hatte das Innenministerium nach Ostern mitgeteilt, der befürchtete Anstieg der häuslichen Gewalt sei ausgeblieben. Der Rückgang der registrierten Gewalttaten insgesamt liege bei 30 Prozent. Auch Berichte von Behörden und Hilfseinrichtungen aus anderen Bundesländern geben bisher keine Hinweise auf einen deutlichen Anstieg der Gewalt innerhalb der Familien - allerdings sind sie fast immer verbunden mit dem Hinweis, dass Fälle später oder auch gar nicht angezeigt würden.
Hohe Dunkelziffer befürchtet
Im Bereich häuslicher Gewalt, die sich in den meisten Fällen gegen Frauen und Kinder richtet, wird die Dunkelziffer von Experten generell als hoch eingeschätzt.
Nach Angaben des Kinderschutzbunds sind die Meldungen bei Jugendämtern wegen Kindeswohlgefährdung zuletzt deutlich gesunken - was aber nicht bedeutet, das weniger passiert. "Vor dem Shutdown kamen etwa 60 Prozent dieser Meldungen von Schulen, Kitas und aus Kinderarztpraxen", sagte der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, der "Rheinischen Post". Von diesen Stellen kommen derzeit natürlich keine Hinweise.
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Stand: 22.04.2020, 09:54