Düsseldorfer Schausteller befürchten langfristige Corona-Schäden

Stand: 03.11.2020, 15:03 Uhr

Schausteller befürchten wegen der zweiten Coronawelle mittlerweile irreparable wirtschaftliche Schäden. Der Düsseldorfer Schaustellerverband sieht Volksfeste in Gefahr.

Von Benjamin Sartory

In der Düsseldorfer Altstadt steht wie jedes Jahr zum Beginn der kalten Jahreszeit ein großes Riesenrad. Doch gedreht hat es sich nur zwei Wochen lang. Wegen der neuen Corona-Beschränkungen steht es jetzt wieder still.

Bauzäune versperren den Weg zur Kasse und zu einer zum Fahrgeschäft gehörenden Imbiss-Bude. „Traurig“, sagt dazu ein Passant. Er habe sich gefreut auf die Vorweihnachtszeit.

Schausteller am Boden zerstört

Für Oliver Wilmering ist die Situation nicht nur traurig, sondern existenzbedrohend. Er ist der Vorsitzende des Düsseldorfer Schaustellerverbandes und betreibt selbst unter anderem eine Kirmes-Brezelbäckerei.

Jetzt steht er vor seiner geschlossenen Bude am Düsseldorfer Rathaus und sagt: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich meine gesamten Kollegen so am Boden zerstört gesehen habe.“

Bratwurst als "Takeaway"?

Zufällig kommt Kevin Traber vorbei. Er ist ein Nachfahre der berühmten Traber-Artistenfamilie. Seit Jahrhunderten ist sie mit dem Schaustellergewerbe verbunden. Doch der Glanz alter Tage nützt nichts in der Corona-Krise.

Der Bocholter Weihnachtsmarkt, auf dem Traber seine Eisbahn aufbauen wollte, wurde abgesagt. Und nun muss er herausfinden, ob er an seinem Imbiss-Stand in der Düsseldorfer Altstadt wenigstens Takeaway-Bratwürste verkaufen darf.

Düsseldorfer Schaustellerverband warnt

Staatliche Soforthilfen, Kredite und etwas Umsatz bei alternativen Pop-up-Freizeitparks wie dem „Düsselland“. Das waren die Mittel, mit der die Schausteller-Branche irgendwie durch diese Corona-Saison gekommen ist. Die Stadt Düsseldorf hat ihnen jetzt außerdem angeboten, trotz der Absage des Weihnachtsmarktes wenigstens ein paar Buden aufzustellen.

Oliver Wilmering freut sich darüber. Allerdings sei das alles ein Tropfen auf dem heißen Stein und die staatlichen Hilfen würden ein dauerhaftes Überleben der Branche auch nicht sichern.

Wenn sich die Lage im kommenden Jahr nicht bessert, sieht er schwarz: „Dann könnte es sein, dass es in zwei, drei Jahren Volksfeste in der Art wie wir sie vom letzten Jahr noch kannten, nicht mehr geben wird.“

"Das ist unser Leben"

Kevin Traber denkt sogar schon über seine Referenzen nach. Er ist handwerklich geschickt und hat mehrere Führerscheinklassen. Vielleicht könnte er umschulen, meint er.

Sollte es soweit kommen, würde sein Herz bluten. Schon als Kind zog der Schausteller mit seiner Familie von Stadt und zu Stadt. „Das ist bei uns nicht nur ein Beruf, das ist unser Leben“, sagt Traber.

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