Kommt die Berliner Corona-Sperrstunde auch in NRW?

Stand: 08.10.2020, 10:09 Uhr

Berlin und Frankfurt führen Sperrstunden ein, um die Corona-Zahlen zu senken. Auch Städte in NRW spielen mit dem Gedanken. Gastwirte warnen vor einem flächendeckenden Bankrott.

Walid El Sheikh steht vor einem leeren Ladenlokal im Düsseldorfer Hafen. Hier will der Vizesprecher der Düsseldorfer Altstadtwirte demnächst seine fünfte Gastronomie eröffnen. Die Sperrstunden-Nachricht aus Berlin hat ihn schockiert. "Bisher gibt es keine Erhebung, wo sich die Menschen angesteckt haben und es wird erst einmal auf die Gastronomie eingehauen", sagt er.

Sperrstunde nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen

Gastronomen wie El Sheikh sorgen sich, dass auch NRW-Städte bald auf eine Sperrstunde setzen könnten. Viele befragte Kommunen wollen das für die Zukunft zumindest nicht ganz ausschließen. Remscheid zum Beispiel weist mit rund 61 eine besonders hohe 7-Tages-Inzidenz auf. Nach Angaben der Stadtverwaltung war eine Sperrstunde dort bislang kein Thema. Das könne sich aber täglich ändern.

Die Stadt Köln teilt mit, dass der Krisenstab sich grundsätzlich auch mit solchen Fragen beschäftige. Er tagt am Freitag wieder. Münster sagt, dass es zwar Probleme mit feiernden Gruppen zum Beispiel am Aasee oder in der Nähe von Bars gebe. Eine Sperrstunde sei momentan zwar nicht geplant, der Krisenstab könne aber "kurzfristig reagieren".

"Tanz auf dem Vulkan"

"Es ist ein Tanz auf dem Vulkan", sagt dazu Thorsten Hellwig vom Hotel- und Gaststättenverband, Dehoga NRW. Man wisse nicht, was morgen ist. Aus seiner Sicht wäre das Schlimmste eine erneute Komplettschließung der Gastronomie wie im Frühjahr.

Bei allen anderen Maßnahmen müsse die Politik schauen, ob sie wirklich die erwünschte Wirkung bringen. "Wenn zu Hause ohne Abstände gefeiert wird, bringt auch eine Sperrstunde in der Gastronomie nichts", so Hellwig. In Bars sei es im Zweifel sogar sicherer als auf Privatpartys.

Luftfilter statt Sperrstunde?

Gastronom Walid El Sheikh wird deutlicher. Für ihn sind Maßnahmen wie Sperrstunden "falsche Entscheidungen der Politik". Es drohe der Branche ein "flächendeckender Bankrott". Der Düsseldorfer macht dafür andere Vorschläge. Aus seiner Sicht könnte die Maskenpflicht im öffentlichen Raum ausgeweitet werden. In Bars und Restaurants setzt er auf den Einbau von Luftfilteranlagen.

Kölner Gastronomen fürchten Privatpartys an Karneval

In Köln haben verschiedene Gastronomen vor Partys zum Karnevalsbeginn gewarnt. "Wir appellieren dringend an Sie und Euch alle. Bitte feiert am 11.11. keinen Karneval. Nicht auf der Straße, nicht in unbelehrbaren Kneipen und auf keinen Fall zu Hause!!!" heißt es in einer Erklärung der Interessengemeinschaft Kölner Gastronomen. Sie befürchten Superspreader-Events, die Köln in der Folge "einen kompletten Lockdown" bescheren könnten. Im schlimmsten Falle drohe auf Jahre ein Schaden "bei den so wichtigen Themen Tourismus und Wirtschaft". Köln würde sich blamieren und deutlich an Ausstrahlung und Herzlichkeit verlieren, so die Gastronomen.

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