Arbeiten in der Pandemie: Wie klappt es mit dem Homeoffice?

Stand: 16.01.2021, 08:15 Uhr

Homeoffice statt Büro: Darauf setzen viele Experten im Kampf gegen Corona. Aber geht das so reibungslos? NRW-Arbeitnehmer haben sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Von Christian Hoch

Forderungen nach mehr Homeoffice werden gerade während der zweiten Corona-Welle immer lauter. Jetzt schaltet sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiner in die Debatte ein. Er appelliert am Freitag gemeinsam mit Gewerkschaften und Arbeitgebervertretern: "Arbeiten Sie im Homeoffice! Gehen Sie nicht ins Büro, wenn Sie nicht zwingend müssen."

Unterstützung bekommt er vom Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU im Bundestag Ralph Brinkhaus. Im Gespräch in der Aktuellen Stunde appellierte Brinkhaus an die Arbeitgeber, die Arbeitszeiten so zu gestalten, dass die Schichten gestaffelt beginnen. So könne verhindert werden, dass Busse und Bahnen im Berufsverkehr zu voll würden. "Und da wo es möglich ist, müssen wir in den nächsten Wochen von zuhause arbeiten", so Brinkhaus.

Auch Experten setzen auf Homeoffice. "Hätten wir eine so hohe Homeoffice-Quote wie im Frühjahr, dann hätten wir die Hälfte an Infektionen in Deutschland", schätzt etwa Harald Fadinger von der Universität Mannheim.

Viele Reaktionen bei Twitter auf #MachtBuerosZu

Wie sehr das Thema auch die Beschäftigten umtreibt, zeigt die Netz-Aktion #MachtBuerosZu von Laura Dornheim. Die Bundestagskandidatin der Grünen erhielt bei Twitter mehr als 1.000 Nachrichten von Arbeitnehmern.

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Dornheim hat daraufhin alle Zuschriften gesammelt und ausgewertet: "Ich bekomme täglich immer mehr neue Nachrichten. In den ersten Tagen waren es viele Berichte von vorbildlichen Unternehmen, jetzt sind es immer mehr besorgte und teils verzweifelte Nachrichten. Mich macht das betroffen, weil die lange Positiv-Liste zeigt, dass es eigentlich problemlos funktionieren kann."

Dem WDR liegt die Liste mit den anonymen Nachrichten vor. Die erwähnten Unternehmen wurden daraufhin angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten.

Licht und Schatten bei Homeoffice in NRW 

Viele Arbeitnehmer berichten positiv davon, wie Homeoffice während der Corona-Pandemie möglich gemacht wurde. So wird etwa die Firma Fressnapf in Ratingen lobend erwähnt. In der Verwaltung seien laut Unternehmen 640 von rund 800 Mitarbeitern im Homeoffice.

Zudem soll Fressnapf ein System eingeführt haben, mit dem Beschäftigte die Maßnahmen der Firma benoten können. "Die Mitarbeiter haben uns zurückgemeldet, dass sie sich bei uns sicher fühlen", sagt Unternehmenssprecher Kristian Perers-Lach.

Unternehmen dementieren Vorwürfe

Doch nicht überall scheint es so gut zu laufen. Ein anonymer Tippgeber beschuldigt eine Behörde: "Im November wurde ein Pilotprojekt gestartet. Dadurch arbeiten Mitarbeiter nun in größeren Teams in Büros zusammen - mitten in der zweiten Corona-Welle." Zwischenzeitlich sollen demnach in einem Bereich insgesamt 18 Beschäftigte zusammengesessen haben - zuvor seien es noch fünf gewesen.

Auf WDR-Anfrage bestätigt die Behörde, dass das Pilotprojekt gestartet wurde, dementiert aber die weiteren Vorwürfe. Es sei falsch, dass "alle Mitglieder eines Teams in einem Raum arbeiten". Auch die Anzahl von Mitarbeitern in Räumen sei nicht erhöht worden.

Bei Homeoffice noch Luft nach oben

Klar ist: Bei einigen Unternehmen läuft es schon gut mit dem Homeoffice. Doch aktuelle Studien, die vielen Berichte bei Twitter und auch der Appell von Bundespräsident Steinmeier zeigen: Es gibt im Bereich des mobilen Arbeitens noch Luft nach oben.

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