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An der Supermarkt-Kasse gibt es keinen Grund mehr zur Hetze: kein Einkaufswagen, der einem in die Hacken gerammt wird. Niemand drängelt, um seine Lebensmittel auf das Band zu schaufeln. So belastend die Corona-Beschränkungen auch sind, sie sorgen auch für Höflichkeit.
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Optisch gewöhnungsbedürftig
Denn: "Wir sind vor Corona den anderen wesentlich näher gekommen, als es der Anstand eigentlich erlaubt hätte", sagte Knigge-Trainerin Linda Kaiser am Dienstag (21.04.2020) dem WDR. Eigentlich sollten wir unserem Gegenüber auch im normalen Leben knapp zwei Meter Freiraum gewähren. Physischer Abstand bedeutet: "Ich respektiere Dich und mich", meint auch Sozialpsychologe Dieter Frey.
Höflich sein, wenn man sich falsch verhalten hat
Allerdings sind Menschen auch Gewohnheitstiere: Sie streifen gedankenverloren durch den Supermarkt und komnmen womöglich jemandem an der Käsetheke zu nahe. Frey rät in solchen Fällen zur Entschuldigung: "Selbstreflektion ist wichtig."
Ebenso beiläufig könne es geschehen, dass man dem Gegenüber die Hand zum Gruß hinstreckt. "Das ist einfach ein Automatismus, den wird gelernt haben", betont Kaiser. Und: Er ist auch in Corona-Zeiten nicht unhöflich.
Wie man Abstand einfordert

"Ich respektiere Dich und mich"
Das Ablehnen des Handschlags allerdings auch nicht: "Die Sicherheitsaspekte sind momentan einfach wichtiger." Die Knigge-Trainerin rät, klar zu kommunizieren: "Entschuldige, aber im Moment möchte ich das nicht."
Kommen einem Mitmenschen zu nahe, kann man stufenweise reagieren: Zunächst einen Schritt zurück gehen. Merkt der andere dann nicht, dass einem die Situation unangenehm ist, sollte man ihn freundlich verbal darauf hinweisen. Hilft auch das nicht, bleibt nur der Rückzug: "Sind Sie gänzlich von uneinsichtigen Menschen umgeben, entfernen Sie sich einfach aus der Situation", rät Kaiser.
Mundschutz kein Hindernis für Freundlichkeit
Generell habe die Corona-Krise dazu geführt, dass wir umsichtiger miteinander sind, stellt Linda Kaiser fest. Beispielsweise, indem Menschen einen Mundschutz tragen, um andere vor Ansteckung zu schützen. Gleichzeitig kann es aber auch befremdlich wirken, wenn das Gesicht des Gegenübers nicht vollständig zu sehen ist. "Optisch müssen wir uns erst daran gewöhnen."
Ein Hindernis für Freundlichkeit ist der Mundschutz aber nicht: "Das Wichtigste ist doch: Man kann den Menschen in die Augen schauen. Und durch die werden Gefühle und Freundlichkeit transportiert." Linda Kaiser glaubt auch an die Rückkehr des Händeschüttelns: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns wieder die Hände reichen und uns umarmen werden - sobald das möglich ist."
Stand: 21.04.2020, 10:37