Sinkende Corona-Zahlen: Sind Lockerungen in NRW möglich?

Stand: 03.02.2021, 10:55 Uhr

Die Corona-Infektionszahlen in NRW sinken. In drei Kreisen liegen sie bereits unter der 50er Grenze. Viele fragen sich, ob deshalb Lockerungen der Schutzmaßnahmen möglich sind, wie in Österreich.

Münster, der Kreis Coesfeld und der Kreis Steinfurt sind aktuell NRWs Hoffnungsträger in Sachen Corona-Infektionszahlen: Hier liegt die Inzidenz unter der Marke von 50, in Münster sogar schon unter 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.

Infektionszahlen im Land sinken

Im Frühjahr waren das die Zahlen, ab denen strengere Regeln galten. Jetzt sollten sie und der allgemeine Trend sinkender Infektionszahlen in NRW für Lockerungen gut sein, sagt die FDP-Gesundheitspolitikerin Susanne Schneider: "Wir müssen gucken, wie wir mit den Impfungen vorankommen und wie sich die Zahlen entwickeln und dann ab Mitte Februar nach und nach wieder aufmachen."

Österreich und Italien machen auf – auch ein Weg für Deutschland?

Österreich und Italien haben bereits jetzt gelockert, obwohl ihre Infektionszahlen höher liegen als in Deutschland. In Italien können die Menschen ab sofort etwa wieder tagsüber ins Café. Auch Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum machen zumindest wieder unter der Woche auf. In Österreich dürfen ab kommendem Montag Geschäfte, Friseure, Schulen und Museen unter strengen Auflagen wieder öffnen. In den Niederlanden öffnen ab Montag die Grundschulen. Auch manche Geschäfte dürfen wieder aufmachen - allerdings nur für Bestellungen.

Virologe Kaiser: Lockerungen nur bei vielen Tests

Virologe Rolf Kaiser von der Uniklinik Köln hält Lockerungen auch in Deutschland für möglich, unter der Voraussetzung, dass viel getestet wird: "Das heißt verstärkt Kitas, verstärkt Schulen zu untersuchen, um die Ausbreitung der Coronaviren gerade in diesen jungen Bevölkerungsschichten zu untersuchen, die ja häufig klinisch nicht auffällig sind", sagte er in der Aktuellen Stunde im WDR-Fernsehen.

Ministerium warnt vor Scheinsicherheit

Die NRW-Gesundheitsministerium sieht das grundsätzlich anders: "Mit Blick auf Österreich ist anzumerken, dass negative Testergebnisse immer nur eine Momentaufnahme darstellen und keine Garantie auf Nicht-Infektiösität darstellen. Es besteht die Gefahr, dass eine Scheinsicherheit vermittelt wird (...)."

Auch der Immunologe Christian Watzl von der TU Dortmund rät davon ab, diesen Weg in Deutschland zu gehen: "Wenn wir zu früh öffnen, besteht die Gefahr, dass wir es nicht bis in den Sommer schaffen und wir in zwei Monaten wieder in den Lockdown gehen müssen."

Warnung vor der britischen Corona-Variante

Watzl bereitet vor allem die britische Corona-Variante Sorgen, die gerade vor allem in Portugal grassiert. Sie sei 50 Prozent ansteckender als die alte Variante. Damit könnte der R-Wert von 0,9 wieder über eins steigen. Der R-Wert beschreibt, wie viele Menschen ein Infizierter mit dem Coronavirus ansteckt. Liegt er über eins, steigen die Infektionszahlen.

Deswegen bleibt auch der Landrat des Kreises Coesfeld, Christian Schulze Pelengahr, zurückhaltend, was Lockerungen angeht. Der Kreis könnte laut Corona-Schutzverordnung die Maßnahmen lockern, da die Inzidenz seit einer Woche unter 50 liegt: "Ich glaube, wir müssen da sehr behutsam vorgehen. Und wir wollen uns mit unseren Nachbarn und dem Gesundheitsministerium abstimmen, wie wir weiter vorgehen."

Wirtschaft fordert Öffnungsperspektive

Der Hauptgeschäftsführer der IHK Dortmund, Stefan Schreiber, wünscht sich einheitliche Lockerungen für ganz NRW. Dafür müsse man die Entwicklung bis Mitte Februar abwarten, aber es sei wichtig, dass die Politik schon mal einen Plan mache, wie dann geöffnet wird: "Ich wäre für eine maßvolle Öffnung, mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen im Einzelhandeln und im Gastroniomiebreich."

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