Ein leeres Klassenzimmer

Kommentar: Schulstart im Lockdown

Stand: 11.01.2021, 06:00 Uhr

Das wird ein echter Kraftakt, für alle Beteiligten. Denn jetzt sind wir wieder an einem Punkt, an den eigentlich niemand zurück wollte: die Schulen sind weitgehend zu.

Von Daniela Junghans

Ab heute gibt es Fernunterricht: für alle und für mehr als nur ein paar Tage. Wird also alles wie im Frühjahr, als die Kinder und Jugendlichen über Wochen mehr schlecht als recht zuhause unterrichtet wurden? Als es vor allem von der Eigeninitiative der Lehrer abhing, ob der Unterricht täglich per Videokonferenz stattfand oder nur ab und an mal ein paar Arbeitsblätter per Mail verschickt wurden? Und Mama oder Papa irgendwie versuchen mussten, neben dem Home-Office auch noch als Hilfslehrer einzuspringen – ach, und als IT-Support natürlich auch noch, bei all den technischen Problem, die es im Frühjahr so gab.

Neue Ausrüstung – neue Chance?

Ich hoffe, diesmal wird es nicht so schlimm. Zumindest sind die Voraussetzungen jetzt völlig andere. Viele Schulen haben Laptops und Tablets angeschafft, es gibt eine eigene Orga-Plattform, mit Lernmanagement-System und Messenger. Es gibt Handreichungen für den Digitalunterricht, Themensammlungen mit Videos und digitalen Aufgaben. Und – auch das sollte man nicht unterschätzen – Schüler und Lehrer haben sich inzwischen zumindest etwas an die neuen Lernformen gewöhnt. Manche haben vielleicht sogar richtig Spaß dabei, denn der neue Unterricht ist lebendiger, interaktiver – wenn er gut gemacht wird.

Nicht alle Kinder sind versorgt

Daniela Junghans

Daniela Junghans, WDR Landespolitik

Ist also alles in Ordnung? Nein, natürlich nicht. Denn nach wie vor fehlen Laptops und Tablets an manchen Schulen. Kinder, die keine eigenen Geräte haben, sollten sich eigentlich inzwischen welche in ihrer Schule ausleihen können. Doch dafür müsste die Schule auch genügend vorrätig haben – was längst nicht überall der Fall ist. Außerdem sind die Geräte nur die halbe Miete – in manchen Familien fehlt auch der passende Internetanschluss. Da ist es gut, dass es für die Kinder zumindest bis Klasse 6 die Möglichkeit gibt, den Fernunterricht im Schulgebäude zu verfolgen. Schlecht, wenn es dort auch kein W-Lan gibt!

Lehrern fehlen die Geräte

Probleme gibt es auch bei der Ausstattung der Lehrer: zwar hat Corona dafür gesorgt, dass jetzt alle ein Dienstgerät bekommen sollen: Tablet, Laptop oder Handy. Doch wie bei den Schüler-Laptops hat das Land auch hier nur das Geld zur Verfügung gestellt, für die Beschaffung sind die Kommunen zuständig. Und die schaffen das unterschiedlich schnell. Soll heißen: Längst nicht alle Lehrer haben auch die dringend nötigen Geräte für den digitalen Unterricht. Und wo sie vorhanden sind, fehlen oft die nötigen Schulungen, damit die Lehrer sie auch optimal einsetzen können.

Die Liste der Mängel und Probleme beim Digitalunterricht ist lang. Doch es gibt auch viel Positives. Deshalb: Hoffen wir ein weiteres Mal auf das Engagement der Lehrer, die Anpassungsfähigkeit der Schüler und die Flexibilität der Eltern. Etwas anderes bleibt uns auch gar nicht übrig!

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