Corona-Test: Sind die Quarantäne-Regeln unnötig streng?

Stand: 06.09.2020, 19:26 Uhr

Wer positiv auf Corona getestet wird, muss 14 Tage in Quarantäne. Einige Infizierte haben aber offenbar eine so geringe Viruslast, dass sie niemanden anstecken können. Braucht es neue Regeln? Fragen und Antworten.

Werden Tausende völlig unnötig in die Quarantäne geschickt?

Das ist bisher nur eine Theorie, die noch nicht endgültig bestätigt ist. Hintergrund ist, dass der weltweit zum Nachweis von Corona-Infektionen genutzte PCR-Test auch sehr kleine Virusmengen sicher nachweisen kann.

Der Nachteil aber ist, dass die hohe Genauigkeit dazu führt, dass zahlreiche Menschen ein positives Testergebnis bekommen. Dabei ist die Infektion bei ihnen schon so weit fortgeschritten, dass sie kaum mehr Viren im Körper haben - und auch niemanden mehr anstecken können.

Eine lange Quarantäne wäre also in solchen Fällen nicht unbedingt notwendig. Bisher ist diese Sichtweise allerdings noch umstritten. Nach Auskunft des Gesundheitsamts Krefeld werden alle positiv getesteten Patienten als "potentiell infektiös" eingestuft. Die Behörde beruft sich dabei auf die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Spielt die Viruslast bei der Quarantäne-Anordnung eine Rolle?

Bisher nicht. Wenn der Corona-Test positiv ausfällt, ordnet das zuständige Gesundheitsamt für den Patienten gewöhnlich zunächst pauschal 14 Tage häusliche Quarantäne an. Erst wenn ein erneuter Corona-Test negativ ausfällt, also überhaupt keine Viren mehr nachweisbar sind, kann die Quarantäne-Anordnung durch die Behörde aufgehoben werden.

Ob der Patient eine hohe oder niedrige Viruslast hat, also die Ansteckungsgefahr hoch oder gering ist, spielt für die Gesundheitsämter derzeit noch keine Rolle. Nach Recherchen von NDR, WDR und SZ leiten viele Labore die entsprechenden CT-Werte gar nicht an die Behörden weiter.

Unter Virologen gilt der CT-Wert jedoch als "zentraler Bestandteil unseres täglichen Geschäftes", wie Dr. Rolf Kaiser von der Uniklinik Köln am Sonntag in der "Aktuellen Stunde" sagte. Die Labore seien durchaus in der Lage, diese Daten nach einem einheitlichen Standard an die Gesundheitsämter weiterzugeben.

Könnte die vorsorgliche Quarantäne für Kontaktpersonen verkürzt werden?

Das ist fraglich. Denn in solchen Fällen wurde ja noch keine Infektion nachgewiesen. Zurzeit geht die Forschung noch davon aus, dass die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen einer möglichen Ansteckung mit Corona und dem Auftreten von Symptomen, maximal 14 Tage dauern kann.

Wann genau das Virus während der Inkubationszeit nachweisbar ist, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Also werden Kontaktpersonen auch künftig wohl erst dann die Quarantäne vorzeitig verlassen dürfen, wenn sie einen negativen Test vorweisen können.

Allerdings können Reiserückkehrer aus Risikogebieten wohl bald von einer verkürzten Quarantänezeit von nur zehn Tagen profitieren. Das stellte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag nach einer Konferenz der EU-Gesundheitsminister in Aussicht.

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