Corona: Kickt sich der Profifußball ins Abseits?

Stand: 16.02.2021, 23:32 Uhr

Coronaregeln gelten für alle, nur nicht für den Profifußball. Diesen Eindruck kann man durchaus haben. Wir präsentieren eine Sammlung von Extrawürsten und Verfehlungen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Von Frank Menke

Profifußballer im Reisefieber

Stellen Sie sich mal vor, ein Geschäftsfreund von Ihnen dürfte wegen der aktuellen Reisebeschränkungen nicht aus Großbritannien zu Ihnen nach Mönchengladbach oder Leipzig kommen. Kein Problem, sagen Sie sich, treffen wir uns eben in Budapest. Absurd? Nicht für den Profifußball.

Um die Reiseregeln zu umgehen, trug RB Leipzig sein Champions-League-Spiel gegen den FC Liverpool am Dienstagabend in der ungarischen Metropole aus. Genauso macht's Borussia Mönchengladbach am 24. Februar gegen Manchester City.

Hansi Flicks "sogenannte Experten"

Bayern Münchens Trainer Hansi Flick platzte der Kragen nach Kritik an der Reise zur Klub-WM nach Katar und der Sonderrolle des Fußballs in der Corona-Pandemie. Namentlich nahm er sich dabei SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach als "sogenannten Experten" vor. Anschließend wurde Flick kleinlauter und bot Lauterbach ein persönliches Gespräch an, was dieser annahm.

Bayern München - "Skandal ohne Ende" am BER

Auf dem Weg zur Klub-WM in Katar wurde in Berlin der Flug QR7402 des FC Bayern München ausgebremst, weil die Bitte um Startfreigabe erst um 0.03 Uhr an den Tower gegangen war. Laut Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung in Brandenburg wird das Flugverbot zwischen 0.00 und 5.00 Uhr nur bei wenigen begründeten Einzellagen aufgehoben, etwa in Notfällen.

Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß echauffierte sich am Boden - nicht wirklich auf dem der Tatsachen - über einen "Skandal ohne Ende". Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge fühlte sich "verarscht", sprach von "Slapstick" und einer "lächerlichen Nummer".

Rummenigges Impf-Kampagne

Ein klassisches Eigentor schoss Rummenigge im Februar mit seinem Beitrag zur Impfdebatte: "Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung. Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten."

Natürlich wurde Rummenigge von vielen unterstellt, dass der Profifußball genau das wolle: sich vordrängeln. Deutlich wurde der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD): "Da sollen sich diese Multimillionäre einfach mal zurückhalten und die Klappe halten und sich in die Ecke stellen und schämen. Das wäre für unsere Nation hilfreich."

Die haarige Sache mit den Frisuren

Weil die Friseursalons Mitte Januar schon wochenlang geschlossen waren, wirkte das Haupthaar der gemeinen Bevölkerung zunehmend verwahrlost - nur Fußballprofis kamen topgestylt daher. Das erzürnte die Friseur-Innung - die Profis verwiesen auf bislang ungeahnte eigene Haarschneide-Talente oder die ihrer Frauen.

Partys und Tattoos

Überhaupt halten anscheinend etliche Profis auch abseits des Platzes nicht so gerne Abstand. Gladbachs Breel Embolo machte unrühmliche Schlagzeilen, als er laut Polizei Essen von einer illegalen Party übers Dach in eine Nachbarwohnung floh. Der Schweizer bestritt das, der Verein verdonnerte ihn dennoch zu einer Geldstrafe.

Die Liste ließe sich beliebig fortführen: Der Schalker Amine Harrit wurde nachts in einer Essener Shisha-Bar erwischt. Matheus Cunha von Hertha BSC und Bayerns Corentin Tolisso fielen mit frischen Tätowierungen auf.

Profis kicken, Amateure müssen warten

Während Amateurvereine, und nicht nur die im Fußball, zum Warten auf Lockdown-Lockerungen verdammt sind, wird in Deutschlands drei Profiligen weitergekickt, als wäre es in Coronazeiten das Normalste der Welt. Das ist es natürlich nicht. Aber der Ball muss rollen, damit auch der Rubel rollt.

Aktuelle TV-Sendungen