Barmer-Report: Fast jeder zweite Corona-Tote in NRW lebte im Pflegeheim

Stand: 28.02.2023, 16:38 Uhr

Ab Dienstag werden die Corona-Regeln in NRW weiter gelockert, auch in Pflegeheimen. Wie der Pflegereport der Barmer Krankenkasse zeigt, befinden sich dort aber die besonders gefährdeten Personen.

Laut Report, der dem WDR vorliegt, waren zu Beginn der Pandemie 50 bis 60 Prozent der mit Covid-19 Verstorbenen stationär Pflegebedürftige. Am Ende der vierten Welle waren es noch zwischen 30 und 40 Prozent. Pflegebedürftige waren auch überproportional häufig mit Corona infiziert. Im Dezember 2020 waren beispielsweise 5,9 Prozent der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner in Nordrhein-Westfalen an Corona erkrankt. In der Gesamtbevölkerung lag der Anteil der Corona-Infizierten nur bei 1,25 Prozent.

Im Vergleich mit anderen Bundesländern war der Anteil der Infizierten unter den vollstationär Pflegebedürftigen in NRW verhältnismäßig niedrig. Im Dezember 2021 lag er beispielsweise bei 2,87 Prozent, in Sachsen (10,3) oder Thüringen (9,73) war er wesentlich höher. Die geringsten Anteile wiesen Bremen (0,57) und Schleswig-Holstein (1,27) auf.

Personal oft krank und überbelastet

Auch das Pflegepersonal war deutlich häufiger wegen Corona krankgeschrieben. "Im März 2022 – in der fünften Welle der Pandemie – gab es dabei unter den Pflegerinnen und Pflegern die meisten Arbeitsunfähigkeitsfälle: 158 je 10.000 Beschäftigte", heißt es in dem Report. Der Wert war damit etwa 14 mal so hoch wie in der ersten und dritten Welle.

Die Pandemie hat laut Report auch Spuren beim Pflegepersonal hinterlassen. In einer Umfrage bestätigten mehr als 1.000 Pflegerinnen und Pfleger, dass sie aufgrund der Pandemie weit über die Belastungsgrenze hinaus arbeiten mussten. 69,5 Prozent der Befragten gaben im Frühjahr 2022 an, dass sie oft oder immer körperlich erschöpft seien. 43,2 Prozent der Befragten denken über einen Berufswechsel nach. Vor der Pandemie waren es nur 19,8 Prozent.

Corona-Lockerungen auch in Pflegeheimen

"Corona hat inzwischen - vor allem durch die Impfung - seinen Schrecken verloren. Und in den meisten Lebensbereichen ist wieder Alltag ohne weitreichende Schutzmaßnahmen eingekehrt", sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. "Mit Blick auf die Pflegeheime dürfen wir aber nicht vergessen, dass dort die schwächsten und vulnerablen Gruppen leben."

Ab Mittwoch fallen in NRW weitere Corona-Schutzmaßnahmen weg. Dann gilt für Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeheimen keine Test- oder Maskenpflicht mehr. Positiv getestete Personen können vulnerable Einrichtungen wieder betreten oder positiv dort arbeiten.

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, kritisiert die Aufhebung der Maßnahmen gegenüber der Funke Mediengruppe: "Absurd ist, dass Besucher in Pflegeheimen und Kliniken eine Maske tragen müssen, das Personal aber nicht. Doch seit Beginn der Pandemie schleppen auch medizinisch-pflegerische Mitarbeiter das Virus in die Einrichtungen", sagte er.

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