Vorbereitungen auf den Corona-Herbst: Lauterbach empfiehlt zweiten Booster

Stand: 11.07.2022, 20:26 Uhr

Die Intensivstationen sind voller als im Corona-Sommer 2021, und es mangelt an Personal. Die Lage ist angespannt - Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rät zur zweiten Booster-Impfung für bestimmte Gruppen.

"Das ist eine Zeit, wo wir viele Infektionen haben und wo die vierte Impfung ein Stück weit - nicht perfekt - vor Ansteckung schützt, und sie schützt vor allen Dingen vor schwerer Krankheit", so der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montag in der Aktuellen Stunde.

Geringere Sterblichkeit durch zweiten Booster

Gerade für die Über-60-Jährigen hilft die 4. Impfung "die Sterblichkeit deutlich abzusenken für diejenigen, die sich infizieren - auch im Vergleich zur dritten Impfung, so Lauterbach. Auch bei den Unter-60-Jährigen spreche "vieles für eine vierte Impfung", wobei Lauterbach vor allem jene anspricht, die viele Kontakte oder Begleiterkrankungen haben. Ihnen rät er, den zweiten Booster nach Absprache mit einem Arzt in Erwägung zu ziehen.

Über die Lieferung der an die derzeit kursierenden Coronaviren angepassten Impfstoffe werde derzeit verhandelt, doch Lauterbach hofft, bereits in einigen Wochen eine entsprechende Kampagne auf den Weg bringen zu können.

700 Intensivstationen im eingeschränkten Betrieb

Auch von den jetzt vorhandenen Impfstoffen dürfte sich der Minister aber Entlastung erhoffen. Denn die Corona-Lage in den Krankenhäusern ist derzeit angespannt. Dort liegen auf den Intensivstationen doppelt so viele Covid-Patienten wie vor einem Jahr. Gleichzeitig mangelt es coronabedingt an Personal.

Im Klinikum Leverkusen etwa hat man 30 Intensivbetten, von denen täglich vier bis sechs wegen Personalmangel fehlen. Man befindet sich im eingeschränkten Betrieb, um die Notfallversorgung zu sichern. Damit steht Leverkusen nicht allein. Es seien 700 Intensivstationen bundesweit, die eingeschränkten Betrieb melden: "Das ist schon viel für diese Jahreszeit", sagt Matthias Blum von der Krankenhausgesellschaft NRW.

Software zur Datensammlung auf Intensivstationen wird installiert

Da diese Zahlen im kommenden Corona-Herbst und -Winter voraussichtlich steigen dürften, benötige man endlich einen "besseren Überblick" darüber, wie viele Covid-Patienten auf Intensivstationen behandelt werden und wie viele Betten noch zur Verfügung stehen, fordert Intensivmediziner Christian Karagiannidis im WDR. Das wäre ein guter Parameter, um die Krankheitslast und -schwere in der Bevölkerung zu bewerten.

Lauterbach betonte, dass die entsprechende Software in den Krankenhäusern "derzeit installiert" werde. Auch sonst sei einiges in Arbeit, um im Herbst besser vorbereitet zu sein: Man verhandele etwa mit den Hausärzten über den besseren Einsatz von Medikamenten, die man mittlerweile habe.

Verhandlungen mit der FDP hinter verschlossenen Türen über Schutzgesetz

Mit einem überarbeiteten Infektions-Schutzgesetz wolle man die Bundesländer für den Herbst ausstatten: "Wir brauchen ein Schutzgesetz, damit die Länder wieder zu Schutzmaßnahmen greifen können und es zu weniger Ansteckungen kommt."

Letzteres dürfte die wohl schwerste Aufgabe für Lauterbach werden. Denn darüber verhandelt er noch "hinter verschlossenen Türen" mit Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). Anschließend muss das Gesetz natürlich auch noch im Ampel-Kabinett beschlossen werden. Kein kurzer Weg, den man zudem mit Liberalen gehen muss, die bezüglich der Effektivität und Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen zuweilen recht weit von der Lauterbach-Position entfernt sind.

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