Corona-Krisenstäbe der NRW-Kommunen auf Standby

Stand: 27.06.2020, 06:00 Uhr

  • In manchen Kommunen ruht die Arbeit
  • Krisenstäbe können schnell wieder aktiv sein
  • Nicht eingehaltene Abstandsregeln sind oft Thema

Von Julia Kueppers

Der Krisenstab im Kreis Gütersloh ist wegen der Masseninfektion von über 1.500 Mitarbeitern beim Fleischverarbeiter Tönnies derzeit mit täglichen Sitzungen stark gefordert. So habe der Stab entschieden, wo Abstriche gemacht und Testzentren aufgebaut würden und wie die Bevölkerung über Test-Möglichkeiten informiert werde, sagte die stellvertretende Kreissprecherin Beate Behlert am Freitagnachmittag (26.06.2020) dem WDR.

Vor allem flexibel

Auch der Kreis Warendorf ist derzeit im Ausnahmezustand. In Münster kam der Krisenstab diese Woche kurzfristig wegen der Situation in den Nachbarkreisen wieder zusammen. Im Kreis Heinsberg - im Frühjahr erster Corona-Hotspot in NRW - tagt dagegen nur noch ein ausgedünntes Gremium, in Bonn finden seit vergangenem Mittwoch (24.06.2020) überhaupt keine Sitzungen mehr statt.

Krisenstäbe müssen vor allem flexibel sein. Die Runden bestehen oft aus Vertretern von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und verschiedenen Ämtern, je nachdem, um welches Thema es geht. "Neben den ständigen Mitgliedern der Stadtverwaltung sowie Polizei und Feuerwehr kommen je nach Thema immer mal andere, auch externe Vertreter dazu", sagt Katrin Pinetzki von der Pressestelle der Stadt Dortmund. In Duisburg drehte der Krisenstab sogar ein Corona-Informationsvideo in türkischer Sprache, nachdem sich beim Zuckerfest viele Menschen mit dem Virus angesteckt hatten.

Abstandsregelungen kontrollieren

Bei der Entscheidung, ob ein Krisenstab aktuell von Nöten ist, spielten sinkende Infektionszahlen nicht immer die Hauptrolle. Oft geht es auch darum, die von der Landesregierung festgelegten Regelungen im Umgang mit der Pandemie zu kontrollieren. Da geht es dann zum Beispiel um die Einhaltung von Mindestabständen. Doch im Zweifelsfall muss es sehr schnell gehen. So tagte der Stab im Kreis Gütersloh vor kurzem noch wöchentlich. Seit der Masseninfektion bei Tönnies ist an diesen Rhythmus nicht mehr zu denken.

Keine Entwarnung in der Krise

So warnen die Kommunen auch davor, einen Standby-Modus als eine Entwarnung in der Krise zu interpretieren. Die zahlreichen Fälle in Ostwestfalen, aber auch die jüngst sehr plötzlich notwendigen Schulschließungen in Dortmund haben gezeigt, wie schnell es ernsthafte Probleme geben kann. Das gilt auch für die "längste Theke der Welt" in Düsseldorf. Dort werden besonders an Wochenenden kaum Abstandsregelungen eingehalten. Die Corona-Lockerungen sind also eigentlich immer in Gefahr.

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