Schon für gesunde Kinder ist der Schulalltag in Corona-Zeiten eine große Herausforderung: volle Klassen, ständiges Lüften, Masken tragen. Noch größer wird die Herausforderung für chronisch kranke oder behinderte Schüler - und auch deren Eltern. Denn weil das Risiko einer Ansteckung zu groß ist, müssen einige Kinder ganz zu Hause bleiben. Die Eltern stehen damit vor einem Betreuungsproblem.
Inklusion im Landtag
Rund 3,6 Millionen Menschen in NRW leben mit einer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung - das sind rund 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Aber wie läuft die Inklusion in Zeiten von Corona? Darüber hat am Donnerstag - dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung - auch der NRW-Landtag im Ausschuss für Gesundheit uns Soziales debattiert.
Grüne: "Kinder aus dem Blick geraten"
Die Grünen kritisierten dabei die Landesregierung scharf. Sie lasse etwa Familien mit behinderten Kindern allein: "Diese Kinder sind aus dem Blick geraten. Und ja, leider muss man konstatieren, dass die Landesregierung nach wie vor, diese Kinder nicht in den Fokus rückt", so Josefine Paul, Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Landesregierung soll Aktionsplan erarbeiten
CDU und FDP kündigten unterdessen eine "Neuausrichtung der Inklusionspolitik" an. "Neben der Mammutaufgabe einer für alle Seiten gewinnbringenden und fairen Inklusion an Schulen ist unser Hauptziel, mehr Behinderte und chronisch Kranke in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen", erklärte Peter Preuß, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Die Landesregierung soll nun damit beauftragt werden, einen entsprechenden Aktionsplan u.a. mit Verbänden und dem Institut für Menschenrechte zu erarbeiten.
Wo Inklusion an Grenzen stößt
Doch vorher wird man bei einigen Verbänden noch ein paar Wogen glätten müssen. Denn die sind aktuell empört darüber, dass Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bei der Notbetreuung für die vorgezogenen Weihnachtsferien ältere Kinder mit Behinderung nicht berücksichtigt hat.
"Dieses Jahr hat uns besonders gezeigt, an welchen Stellen die Inklusion an ihre Grenzen stößt und an welchen Stellen noch dringend nachgebessert werden muss", räumt denn auch Claudia Middendorf ein, die Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung. Jetzt wären aber nicht nur politische Maßnahmen gefragt: "Auch jeder einzelne von uns kann zu einer Stärkung der Partizipation von Menschen mit Behinderungen beitragen."