Corona-Regeln treffen Jüngere: Wieder an die Decke starren

Stand: 03.12.2021, 06:00 Uhr

Das Coronavirus bedroht vor allem ältere Menschen. Aber die beschlossenen neuen Maßnahmen treffen die Jüngeren sehr. Dabei geht es nicht nur um schließende Bars und Clubs.

Von Lena Sterz

Bund und Ländern wollen weitere Einschränkungen, um die vierte Corona-Welle zu brechen. Viele Maßnahmen wie 2G im Einzelhandel und Gastronomie betreffen vor allem Ungeimpfte, aber gerade bei den jüngeren Erwachsenen sind es auch die Geimpften, die jetzt zurückstecken müssen.

Jung, geimpft und doch kein normales Leben


Dabei könnte wer jung, gesund und geimpft ist, jetzt wieder ein normales Leben haben - wenn die Impfquote bei den Über-60-Jährigen höher wäre. Dass aktuell 86 Prozent der Über-60-Jährigen in Deutschland geimpft sind, reicht aber nicht, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Das hatte das Robert-Koch-Institut schon im Juli vorhergesagt, aber die Politik hat es nicht geschafft, die Impflücke rechtzeitig vor dem Herbst zu schließen.

Bei einer Inzidenz von über 350 müssen Clubs schließen. Auch private Partys sind dann drinnen nur noch mit maximal 50 Personen erlaubt. Bei Großveranstaltungen wie Fußballspiele und Konzerte, die vor allem für viele Jüngere ein Wochenendhighlight sind, soll die Zuschauerzahl stark eingeschränkt werden.

Großer Frust an den Unis

Welche Regelungen für den Uni-Betrieb gelten, war heute kein Thema. Das überrascht Eugen Esman nicht. Der AStA-Vorsitzende vertritt in Köln die Interessen von 50.000 Studierenden. "Die Studierenden sind diejenigen, die am meisten zurückstecken mussten und die sich häufig vorbildlich verhalten haben. Da sinkt langsam das Verständnis dafür."

Aktuell gilt an Hochschulen wie im Arbeitsbereich die 3G-Regel. Eugen Esman findet, das reicht nicht "Wir brauchen einen Fahrplan was Sicherheitsmaßnahmen angeht. Wir haben Lehrveranstaltungen mit bis zu 100 Personen mit 3G. Die Landesregierung müsste rechtliche Möglichkeiten für 2G+ schaffen", fordert er.

Viele haben psychische Probleme

Er berichtet von großen psychischen Problemen bei vielen Studierenden. "Durch die Isolation haben Depressionen und Angstzustände stark zugenommen. Wir brauchen dringend Unterstützung, auch finanziell, damit wir mehr Beratung und mehr offene Runden zu Mental Health anbieten können."

Den Kopf mal ausschalten, das machen viele Jüngere am liebsten bei Sportveranstaltungen oder beim Feiern. Auch das wird jetzt schwierig. "Wir sind besorgt, weil wir nicht wissen, wie lange der Lockdown dauern wird," sagt Diskothekenbetreiber Mirco Schmidt vom Stereo Bielefeld. "Man hat in den letzten Monaten gemerkt, dass die Leute lange aufs Ausgehen gewartet hatten." Bei Konzerten und ähnlichen Events ist fraglich, wie viele jetzt überhaupt noch stattfinden können - manche lohnen sich mit wenigen Zuschauern gar nicht.

Viele Jugendliche und junge Erwachsene haben überhaupt keine Lust auf oder sogar Angst vor noch einem Lockdown. Jugendpsychotherapeut Bernhard Moors erlebt das jeden Tag in seiner Praxis. "Einer meiner Patienten sagte heute zu mir: 'Demnächst dann wieder Daddeln, Zocken oder Netflix gucken. Oder ich liege im Bett und starre die Decke an.'"

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