"Mit digitalen Trauerreden tun sich viele schwer"

Stand: 01.11.2020, 09:00 Uhr

Wie nehmen wir Abschied von unseren Verstorbenen? Wie sieht eine würdevolle Trauerfeier aus? Und wie kann ich Mitgefühl zeigen, wenn eine Umarmung nicht möglich ist, weil alle Abstand halten sollen?

Solche Fragen hört Dagmar Röhrig gerade sehr oft. Sie ist Trauerrednerin und weiß, wie schwierig es ist, in der Corona-Pandemie eine Beerdigung zu planen – den letzten Weg eines Menschen gut zu gestalten.

Im kleinen Kreis genauso würdevoll wie im großen

Dabei sei es gerade jetzt besonders wichtig, dass die Trauerfeiern nicht von der Corona-Pandemie überschattet werden, sagt die Trauerrednerin, damit Hinterbliebene nicht sagen müssen: "Wir haben es nur ganz klein gemacht und eigentlich ohne große Reden. Und es ist dann für den einen oder anderen so ein bisschen wie verscharren oder einfach wegbringen. Dann lieber im kleinen Kreis, aber eben genauso würdig, wie im großen Kreis."

Dagmar Röhrig ist auf dem Waldfriedhof in Arnsberg im Sauerland unterwegs, viele Besucher bepflanzen gerade die Gräber ihrer Verstorbenen neu, ein älterer Mann beschreibt, wie wichtig der Friedhof für ihn ist. Am Grab seiner Ehefrau könne er wieder mit ihr reden, natürlich nicht laut sondern "stickum" sagt er und lächelt.

Digitale Abschiede – damit tun sich die meisten noch schwer

Kerzen anzünden, frische Blumen pflanzen, all das tröstet. Mit Ritualen, mit Musik und Texten, könne man auch den letzten Weg eines Verstorbenen bewusst und würdevoll gestalten - trotz Corona, sagt Dagmar Röhrig. Sie versucht, Angehörigen dabei zu helfen, auch mit neuen Ideen: "Was ja auch eine Möglichkeit ist, wo sich aber viele auch noch einfach innerlich gegen wehren, ich kann eine Trauerfeier aufzeichnen. Ich kann sie auch per Video-App übertragen, an Verwandte oder Freunde. Dass sie einfach die Möglichkeit haben, still zu Hause mit einer Kerze, an einem anderen Ort an der Trauerfeier teilzuhaben."

Beerdigungen offiziell ohne begrenzte Teilnehmerzahl

Laut der ab Montag geltenden neuen NRW Schutzverordnungen sind Beerdigungen weiterhin erlaubt, auf eine ausdrückliche Begrenzung der Teilnehmerzahl wurde verzichtet, erklärt der Bestatterverband NRW. Allerdings haben Friedhofsverwaltungen das Hausrecht und können daher festlegen, wie viele Personen anwesend sein dürfen.

Laut Bestatterverband dürfe auch ein Trauer-Kaffee in einer Gaststätte organisiert werden, wenn Hygienemaßnahmen und Corona-Auflagen erfüllt werden.

Für Trauerrednerin Dagmar Röhrig ist wichtig, dass die Hinterbliebenen gut Abschied nehmen können. Mit ihren Reden hilft sie ihnen, sich an die Verstorbenen zu erinnern. Trauer zuzulassen, aber auch Lachen zu können. So werden Friedhöfe zu Orten der Verbundenheit mit denen, die schon gegangen sind.

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