
Klebt’s noch – wie weit darf Klimaprotest gehen?
Tomatensuppe auf die Sonnenblume von Vincent van Gogh, Brei auf ein Gemälde von Claude Monet, die Aktionen einiger Klimaschützer werden rabiater – schadet oder fördert das die Diskussion um mehr Umwelt- und Klimaschutz? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!
Sie kamen in orangen Warnwesten, kippten gelbe Flüssigkeit gegen das Bild eines Getreideschobers von Claude Monet und klebten sich anschließend an der Wand darunter fest. Die Aktivisten der "Letzten Generation" fordern auf diese Weise sofortige Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels. Dem Mann und der Frau droht nun eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.
Laut Museum Barberini wurde das Bild, welches 2019 einen Wert von 111 Millionen Euro hatte, durch eine Glasscheibe geschützt. Der geschnitzte, historische Rahmen allerdings muss restauriert werden.
"Monet liebte die Natur und hielt ihre fragile Schönheit in seinen Werken fest. Warum haben viele mehr Angst davor, dass eines dieser Abbilder Schaden nimmt, als vor der Zerstörung unserer Welt selbst?" fragt die Gruppe "Letzte Generation" auf Twitter.
Die Direktorin des Museums Barberini reagiert: "Bei allem Verständnis für das drängende Anliegen der Aktivisten angesichts der Klimakatastrophe bin ich erschüttert über die Mittel, mit denen sie ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen suchen." Gerade Maler wie Monet hätten sich intensiv mit der Veränderung der Natur beschäftigt.
Solche Aktionen seien "durch kein noch so nobles Anliegen zu rechtfertigen", so Justizminister Marco Buschman. "Aktionen, die fremdes Eigentum beschädigen, sind nicht nur eine Dummheit, sondern auch kriminell." Wenn sie sich gegen unersetzliche Kulturgüter richteten, machten sie "besonders fassungslos".
Gut eine Woche zuvor hatte bereits eine ähnliche Protestaktion von Klimaaktivistinnen viel Kritik auf sich gezogen. Dabei übergossen zwei junge Frauen der Gruppe "JustStopOil" das Vincent van Gogh-Gemälde "Sonnenblumen" in London mit Tomatensuppe. Im August 2022 klebten sich Aktivisten am Rahmen der "Sixtinischen Madonna" von Raffael in Dresden fest.
Wie weit dürfen Klimaaktivisten gehen? Muss Protest schmerzen? Ist so ein radikaler Protest hilfreich oder schadet er der Diskussion? Was kommt nach so einer Aktion? Welche Art der Demonstration halten Sie für angemessener?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Pauline Brünger, Sprecherin von Fridays for Future
Redaktion: Willi Schlichting und Barbara Geschwinde