Telegram übergibt Nutzerdaten an Sicherheitsbehörden

Stand: 08.09.2022, 10:17 Uhr

Telegram wirbt häufig damit, keine Nutzerdaten weiterzugeben. Nun hat der Messenger-Dienst offenbar doch auf Anfragen reagiert und mit Sicherheitsbehörden kooperiert. Zumindest ein bisschen.

Der Messenger-Dienst Telegram hat Nutzerdaten an deutsche Sicherheitsbehörden weitergegeben. Das hat das Bundesinnenministerium auf Anfrage des NDR bestätigt. Demnach erklärte das Ministerium, es handle sich um wenige "herausgehobene Einzelfälle", in denen Telegram Bestandsdaten übergeben habe, also zum Beispiel IP-Adressen von Nutzerinnen und Nutzern.

Laut NDR hat das Bundeskriminalamt bis zum September insgesamt 202 Anfragen zur Datenübermittlung gestellt. Davon hat der Massenger-Dienst 64 beantwortet und in 25 Fällen auch tatsächlich Nutzerdaten übergeben. Dabei soll es um möglichen Kindesmissbrauchs und islamistischen Terrorismus gegangen sein. In fast 400 Fällen seien Inhalte von Telegram gelöscht worden. Die Betreiber des Dienstes äußerten sich nicht dazu.

Bisher keine Kooperation mit Behörden

Bislang hatte Telegram damit geworben, "nicht einen Byte" Nutzerdaten an Regierungen oder Ermittlungsbehörden zu geben. Telegram wird deshalb von Kriminellen, Terrorverdächtigen ebenso wie von Oppositionellen weltweit genutzt - im Vertrauen darauf, dass ihre Daten dort sicher sind.

Der Messenger-Dienst hat den Ruf, jegliche Inhalte ohne Moderation zuzulassen - auch Hetze, Gewaltaufrufe und Falschinformationen. Über ein Jahr lang hatte das Unternehmen mit Sitz in Dubai nicht auf Anfragen der deutschen Sicherheitsbehörden reagiert. Erst nach Druck durch die Bundesregierung gibt es seit Anfang Februar 2022 Gesprächskanäle zu den Betreibern.

Umfrage zum Umgang mit Daten

Mitte vergangener Woche hatte eine Umfrage für Aufsehen gesorgt: Telegram fragte seine Nutzer, ob der Messenger-Dienst Nutzerdaten an deutsche Ermittler weitergeben solle. Die Nutzer entschieden sich knapp dafür, dass Daten im Falle von schwerwiegenden Straftaten mit Gerichtsbeschluss weitergegeben werden sollten.

Dabei darf eine solche Umfrage eigentlich keine Rolle spielen. Denn es ist gesetzlich festgelegt, wann solche Informationen mit den Behörden geteilt werden müssen.